Mittwoch, 28. Mai 2014

Streetart in Bogota

Kolumbien ist wahrscheinlich das Land auf unserer Reise, vor dem uns die meisten Leute gewarnt haben. Seinen Ruf hat es sich mit Drogenproblemen in den 80ern erworben, eigentlich so ähnlich wie Frankfurt, nur auf einem ganz anderen Niveau. Um sich eine Vorstellung davon machen zu können, wie sehr ein Staat an den Abgrund gebracht werden kann, sollte man einmal das Buch "Killing Pablo" lesen, dass die Geschichte vom Kokainboss Pablo Escobar und dem Kampf der halben Welt gegen ihn erzählt. In den Strassen wurden regelmäßig Leute erschossen und es gingen öfters Bomben hoch. So etwas ruiniert den Ruf.

Warum wir trotzdem hingefahren sind? Weil Kolumbien auch das Land ist, von dem uns meisten Leute begeistert erzählt haben. Naja, neben Myanmar vielleicht. Und auch diese Leute hatten Recht. Wir finden in Kolumbien unheimlich viele nette und offene Leute. Wir sind wohl in kaum einem Land so oft in Gespräche mit Einheimischen verwickelt gewesen wie hier, und immer wieder hoeren wir den Satz: "Erzählt den Leuten zu Hause, wie Kolumbien ist." Also hiermit: Wir fühlen uns hier sicher, und vor allem Willkommen.

Trotzdem ist die Vergangenheit hier schon noch zu spüren. Auffallend finden wir die vielen in den Städten sichtbaren Sicherheitskräfte, eine Demo von Menschen die auch heute noch in manchen Gegenden Kolumbien's aus ihren Dörfern von Guerilla oder Militär vertrieben werden. Und vor allem in der Straßenkunst. Auf einer Stadtführung in Bogota mit Fahrrädern sind uns die vielen Grafittis aufgefallen, die meistens sehr ernste Hintergründe hatten. Hier eine Auswahl davon:
"Zeig nicht die andere Wange". Eine Graffiti gegen häusliche Gewalt
Keine Ahnung, was das bebedeutet
Diese Figuren sitzen an vielen Stellen in BBogotá


In etwa "Hier endet das Lächeln. Scheißland." Jaime Garzón war ein Komiker, der 1999 vermutlichen wegen zu unbequemer Witze ermordet wurde.
Dieses Bild könnte an Pablo Escobars Nilpferde erinnern. Die Tiere sind die ausgewilderten Überbleibsel seines Privatzoos in Medellin
"Wasser ist mehr wert als Gold". Zum Thema Minen in Kolumbien, die oft Trinkwasser vverschmutzen
Und mal etwas ganz profanes - gesunde Ernährung: "Was isst dein Essen?" 

Die UP ist eine linksliberale Partei, die von rechten Milizen bekämpft wurde, indem tausende ihrer Mitglieder umgebracht wurden - zu 98% ungestraft.
Schwerter zu Pflugscharen und Handgranaten zu Ananas
Niemand gewinnt.

Erinnerung an die Millionen Menschen, die durch Drogen- und Guerillakrieges von ihren Dörfern vertrieben wurden.

Und zum Schluss noch die Erinnerung, dass manche immer noch nicht genug gekämpft haben.


1 Kommentar:

  1. Hola,
    freut mich, dass Euch Bogotà genauso gut zu gefallen scheint wie mir! Genießt die Zeit und passt auf, dass Ihr keinen Sonnenbrand bekommt ;-)
    Weiterhin eine sichere Reise und liebe Grüße,
    Robert

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