Mittwoch, 7. Mai 2014

Internationaler Tag der Arbeiter

Am 30.4. kamen wir in Cienfuegos, Provinzhauptstadt mit 50.000 Einwohnern, an. Dort liefen wir, zusammen mit zwei neuseeländischen Reisenden,zufällig in ein Gemeindezentrum, wo grade eine Versammlung aus Anlass des bevorstehenden Tags der Arbeit anfing. Wir waren begeistert und setzten uns in die letzte Reihe. Gespannt warteten wir auf die flammenden Reden zur Lage der Nation. Erst wurde die Nationalhymne gespielt zu der alle stramm standen aber nur wenige mitsangen. Es folgten verschiedene Redner und Sänger. Die Organisatorin, begrüßte verschiedene Ehrengäste wie Generäle der Revolution. Studenten aus Afrika, die an der Uni von Cienfuegos studieren priesen den vorbildlichen Character der Revolution und die Wichtigkeit des Teilens. Eine britische UNESCO-Abgesandte, hielt sich eher kurz, dafür ließ ihrÜbersetzer beflissentlich revolutionäre Vokabelnin ihre Rede einfliesen.Weitere Redner folgten.

Der Inhalt war bei allen Redenbis auf der der UNESCO Abgesandten, der gleiche: es ging darum wie sehr das US-Embargo Kuba schaden würde und dass es gestoppt werden müsse, um die Freilassung von 5Kubanern die in den USA als politische Gefangene festsitzen, um die Wichtigkeit der Einheit Kubas sowie der internationalen Solidarität. Jeder Redner endete mit verschiedenen Variationen von: Viva Cuba, Viva Fidel y Raul, Viva la Revolucion, Vuelveran Gerardo, Antonio, Rene, Fernando y Ramon. Letztere sind die politischen Gefangenen auf deren Freilassung man hofft. Ein vom Redner gebrülltes"Viva Cuba", "Viva Videl"oder dergleichen, wurde von den Zuhörern mit einem emotionalen "Viva" und der zur Faust geballten und nach oben gereckten Hand quittiert. Am Ende wurde die Internationale gespielt zu der sich alle erhoben.

Die Reden waren intellektuell eher einfach gehalten und wiederholten nur die seit Jahrzehnten gepredigten Frasen. Wir hörten kein Wort über Kubas Zukunft und vermissten jeglichen konkreten Bezug zur Gegenwart oder zum täglichen Leben. Schlagwort an Schlagwort - von "glorreicher Revolution"bis zu den "Imperialisten"-  bedienten sie alle Klischees von kubanischer Propaganda. Bei der Themenauswahl fragten wir uns worübersie wohl im nächsten Jahr reden mochten falls bis dahin das Embargo gestoppt würde und die politischen Gefangenenzurückkehrten. Vielleicht müsste man dann doch einmal mit dem Finger auf sich selber zeigen um die eigene Situation zu verbessern.

Am nächsten Tag wachten wir voller Erwartung auf. Hatte uns der politische Inhalt am Vorabend enttäuscht, so wurde er am internationalen Tag der Arbeiter noch unterboten. Bis auf die üblichen Vivas und Parolen gab es keinen Hinweis auf eine politische Veranstaltung. Dennoch war ich begeistert, denn mir bot sich der Anblick eines Karnevalumzugs.  In der Retrospektive glich auch die Veranstaltung am Vorabend einer Prunksitzung, wenn man geistig Kuba mit Kölle und Viva mit Alaaf ersetzt. Am ersten Mai dagegen marschiertenGruppen von Arbeitern zusammen durch die Strasse. Wo bei uns die roten Funken sind befinden sich hier die Arbeiter der Feuerwehr. Nachdem wir uns Marschierende um Marschierende angeschaut hatten, liefen wir im Zug mit, passenderweise bei den Arbeitern des Tourismusministeriums. Die Leute freuten sich genau wie wir, dass wir dabei waren.

  
 Am Ziel des Zugs wurden die einzelnen Arbeitergruppen vom Festkomitee, ich meine Arbeiterkomitee, begrüßt um dannzum Festzelt, ich meine zum Platz der Revolution zu kommen. Statt Konfetti gab es Papierschnipsel mit sozialistischen Parolen. Danach wurden die Grenzen zwischen kubanischem Arbeiteraufmarsch und Kölner Karnevalsumzug vollends verwischt.Staatlich subventioniertes Bier wurde in rauen Mengen mit einem Traktor herangefahren und eine Band spielte für die Massen. Zugegebenerweise hatte die Musik einen etwas anspruchsvolleren Rhythmus als in Köln, und die Leute tanzten Salsa statt zu schunkeln. Aber selbst die zum Schutz vor der glühenden Hitze aufgespannten und zum Takt der Musik wippenen Regenschirme erinnerten mich an Köln, wo es sich zumeist um Regenschutz handelt.


 Die Kubaner feierten und wir feierten auf die gute kölsche Art mit. Irgendwann liefen wir aber vom Festplatz ein Stück Richtung Süden in der Suche nach einem klimatisierten Cafe, denn so richtig tropenfest sind wir noch nicht. Dabei stießen wir auf eine weitere Party. Auf meine Frage ob dies eine Privatparty sei oder ob man mitmachen dürfe, wurden wir sofort mitgerissen. Wir tanzten bis uns die Puste ausging. Wobei Thorben von Frauen ab 50 umlagert wurde und mir ein unmoralisches Angebot gemacht wurde. Statt Kölsch gab es Rum, den wir aber wegen der Hitze ablehnten. Die Kubaner ließenes sich schmecken und als die Tänze immer hitziger wurden, suchten wir unser wohlverdientes Cafe. Im Palast eines ehemaligen Zuckerbarons ließen wir uns mit Blick aufs Meer und den Wind in den Haaren unsere eiskalte Limonade schmecken.

Vivan los trabajadores!

    Barbara

1 Kommentar:

  1. Weiterhin großartig aber so langsam verlangt es einen neben den tollen Fotos auch nach (Tanz-) Videos.... ;-) k

    AntwortenLöschen