Montag, 12. Mai 2014

Kubas Abhängigkeit vom Zuckerrohr

Anhand des Zuckers kann man die ganze Geschichte Kubas veranschaulichen. Als Kuba noch eine Kolonie von Spanien war, wurde hier jede Menge Geld mit dem Anbau von Zuckerrohr erwirtschaftet. Der arbeitsintensive Zucker konnte aber nur so profitabel sein, weil die Arbeitskraft umsonst war. Erst wurden Sklaven aus Afrika nach Kuba gebrach. Nach Kubas Unabhängigkeitskrieg wurde die Sklaverei zwar abgeschafft aber dafür massenhaft Haitianer zu Billigstlöhnen beschäftigt.

Dann kam Fidel Castros Revolution. Grossgrundbesitzer wie seine Eltern wurden enteignet und die Ländereien unter den Arbeitern aufgeteilt. Fortan wurde unter staatlicher Kontrolle Zuckerrohr angebaut. Besonders als dem Land der wichtige große Bruder, die Sowjetunion, abhanden kam und somit von heute auf morgen keine Freundschaftsgeschenke mehr aus dem Osten ins Land strömten, kam dem Zucker eine wichtige Rolle zu. Um nicht zu hungern aßen die Menschen den einzigen in rauen Mengen vorhandenen Energielieferanten, Zucker, teilweise sogar ohne jeglichen Zusatz.

Heutzutage muss kaum jemand aus Mangel Zucker essen um satt zu werden. Dennoch ist der Verbrauch von Zucker und Rum enorm. In Restaurants bekommt man zum Nachwürzen nicht nur Pfeffer und Salz sondern immer auch Zucker gereicht. Die einzigen Getränke die man im Kiosk kaufen kann sind süße Softdrinks, stark gezuckerte frische Säfte oder verschiedenste Sorten Rum. Nach Wasser frage ich oft vergeblich, und wenn ich es bekomme ist es meist teurer als die süßen Getränke. Havana Club Rum ist im Geschäft grade einmal viermal so teuer wie die gleiche Menge Mineralwasser, und es wird deutlich mehr gekauft. Auf Konzerten, im Park und unter Freunden werden oft Rumflaschen rumgereicht, manchmal mit Softdrinks gemischt, meistens pur. Kubas nicht nur ökonomische Abhängigkeit vom Zuckerrohr hat mittlerweile dazu geführt, dass erstaunlich viele Kubaner übergewichtig sind oder Alkoholprobleme haben.

Die einstigen Sklaven und Gastarbeiter, die beim Zuckeranbau schufteten, sind heute stolze Kubaner. Obwohl es keinen für uns merkbaren Rassismus gibt, stellen wir doch fest, dass Paare meist die gleiche Hautfarbe haben und es auch nach Jahren der Revolution noch sehr spanisch und sehr afrikanisch aussehende Kubaner gibt. Laut Statistik sind 65% der Bevölkerung weiss, 10% schwarz und 25% gemischt.

Barbara

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