Montag, 12. Mai 2014

Die Pizza ist aus

In Kubas größeren Städten gibt an jeder Straßenecke kleine Pizzen für 25 Cent zu kaufen. Die kleinen Stände werden meist von Privatpersonen aus ihren Häusern heraus betrieben. So verkauft auch der Sohn von Fernando, unserem Casa Particular Vermieter in Santa Clara, Pizza. Als wir eines Nachmittags eine Pizza bei ihm kaufen wollten, konnten wir jedoch keine bekommen, weil sie ausverkauft waren. Um genau zu sein, das Mehl war ausgegangen. Wir waren etwas verwundert, dass so eine einfache Grundzutat fehlen kann, zumal das Pizzageschäft die Haupteinnahmquelle der Familie war.

Grundnahrungsmittel wie Mehl, Reis, Bohnen etc. werden in staatlichen Märkten gegen Bezugsscheine zu subventionierten Spottpreisen verkauft. Diese Mengen reichen aber natürlich nicht, wenn man eine Pizzeria betreiben möchte. Stattdessen muss man dann Mehl, Wurst, Tomaten, Hefe und Käse in den nicht subventionierten CUC-Läden kaufen, zu international üblichen Preisen (oder eher etwas teurer). Das wiederum bedeutet, dass man eine Pizza nichtfür 25 Cent das Stück verkaufen könnte wie alle anderen Konkurrenten in der Stadt. Was passiert also? Irgendwo fällt ein Sack Mehl vom LKW, verkauft jemand überschüssige, über Bezugsscheine gekaufte,Hefe oder der Bauern, der immer etwas abzweigen kann, verkauft seinen Käse unter der Hand. Der Nachteil des Schwarzmarkthandels ist jedoch, dass er nicht sehr zuverlässig ist. Manchmal fehlt das Mehl, manchmal der Käse, manchmal die Hefe und immer wenn irgendeine Zutat grade nicht verfügbar ist, heißt das, dass das Pizza-Schild reingeholt werden muss und an diesem Tag keine Einnahmen mehr reinkommen. Die Kubaner nehmen es gelassen. Sie haben sich dran gewöhnt.

Am nächsten Tag bestellten wir bereits um halb zwölf und hatten Glück. Wir bekamen unsere Pizza. Fernandos Sohn entschuldigte sich aber dafür, dass die Pizza nicht die normale Qualität habe, weil er nur minderwertiges Mehl hatte auftreiben können.

PS: Mittlerweile sind wir in Santiago de Cuba und hier sind im Moment aus: Wasser in Flaschen, Servietten und Toilettenpapier

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