Freitag, 22. November 2013

Indien - Vorfreude oder nicht?

Letzte Woche hatte ich zur Abwechslung eine Dienstreise, die mich eher nicht von der Weltreise ablenkt, sondern vielmehr die Vorfreude erst richtig geweckt hat. Es ging nach Indien - sozusagen schon mal gucken, was da so los ist. Wer Indien kennt, weiß: da ist was los. Und zwar immer und überall. Ich würde einen Advents-Samstagnachmittag auf der Zeil in etwa vergleichen mit jeder X-beliebigen Kreuzung Abends um 22:00 in Mumbai. Ich bin gespannt, wie sich das anfühlt, wenn man ein paar Tage länger dort ist. Ob man sich dran gewöhnt, oder ob es zu viel wird.

Dadurch, dass ich zum Arbeiten dort war, ist der dominierende Eindruck natürlich der Verkehr. Das ist auch direkt Indiens-Schokoladenseite. Schon interessant, dass man auf der Autobahn Lichthupe gibt, indem man kurz das Fernlicht AUS macht. Überhaupt Licht: ich bin mir noch nicht ganz sicher, was besser ist: die unbeleuchteten LKWs, die mit 5km/h auf der Überholspur des Expressways fahren, oder die Leute, die das ausgleichen, indem sie einfach immer den Warnblinker anlassen. Akustisch sind die Bräuche da schon etwas einheitlicher. Wie ein Fahrer sagte: "No horn, no go!" Insgesamt ist das schon harter Tobak und irgendwie auch ein Zeichen davon, wie hart dort allgemein miteinander umgegangen wird.

Auf der anderen Seite fällt mir immer wieder auf, wie sich die Leute dort verändern, sobald man sich kennt. Wobei kennen eigentlich direkt beim zweiten Hallo-sagen anfängt. Der Sicherheitsmann am Firmentor, der am ersten Tag noch freundlich wie ein Disko-Türsteher war, begrüßte mich am zweiten Tag schon mit Handschlag, und geleitete mich zur extra gepflegten Gäste-Rezeption. Auch meine Schulungsteilnehmer kümmern sich wirklich fast rührend um mich, nehmen mich mit zum Tee trinken und passen auf, dass ich auch ja das Taxi finde. Sogar ein Abschiedsgeschenk habe ich nach den drei Tagen bekommen. Bei deutschen Kunden habe ich mich selten so sehr als willkommener Gast gefühlt.

Wenn wir Freunden erzählen, dass wir nach Indien fahren, gibt es eigentlich nur die Reaktionen "Oh Gott, wie könnt ihr nur" oder den verträumten Blick. Dazwischen nichts. Indien scheint man nur lieben oder hassen zu können. Das kann ich schon verstehen. Es ist ein Land mit sehr unterschiedlichen Gesichtern. Ich hab mich noch nicht entschieden, zu welcher Gruppe ich gehören werde, aber das ist wohl auch gut so, sonst brauchte ich ja auch nicht mehr hin zu fahren.

Thorben