Sonntag, 18. Mai 2014

Kubatouristen aufgepasst: Die Top 11 Abzocken

Kuba ist laut Reiseführer eines der sichersten Reiseländer. In der Tat haben von keinen Horrorgeschichten mit Raub oder Bedrohung gehört. Wir laufen auch abends durch die Städte ohne uns Gedanken zu machen, was in vielen anderen Ländern Mittel- und Südamerikas nicht möglich wäre. Dennoch sollte man in Kuba als Tourist sehr wachsam sein. Denn das Geschaeft mit den Touristen ist so lukrativ, dass die Kubaner all ihre Kreativität aufwenden um auch etwas vom Kuchen abzubekommen. Die Tricks, die wir hier beschreiben haben wir fast alle selber erlebt, was Kuba locker auf Platz 1 unserer Abzock-Hitliste katapultiert.

Hier unsere Top 11 Touriabzocken:

1) Die Einladung
Der Kuba-Klassiker von dem uns sehr sehr viele Reisende berichtet haben, der uns aber erspart blieb weil uns Nata bereits gewarnt hatte: Scheinbar spontan kommt man mit einem kubanischen  Pärchen ins Gespräch. Man beschließt, die nette Unterhaltung im nahen Restaurant fort zu setzen. Dort bestellen die Gesprächspartner schnell und viele Cocktails oder sogar Essen. Die Rechnung mit Wucherpreisen bekommt am Ende selbstverständlich der Tourist. Auch die Polizei scheint ihren Schnitt zu machen, denn bei Bedarf war sie schnell da und immer auf Seiten der Restaurantbesitzer. Auf diese Weise konnten schnell bis zu 70€ weg sein. Was aber zuweilen half: Lautstark beschweren und brüllen, damit die anderen Gaeste erfahren was vor sich geht. Das bewog den Restaurantbesitzer des öfteren, die Geschädigten gehen zu lassen.

2) Wechselgeld
Wechselgeld wurde uns des öfteren, fast täglich um genau zu sein, falsch oder gar nicht rausgegeben. Dank mathematischem und sprachlichen Geschicks haben wir aber letztlich immer das richte Wechselgeld bekommen. Glauben wir jedenfalls. Eine besondere Variante dieses Tricks funktioniert nur in Kuba mit seinen zwei Währungen. So mancher Reisender hat sein Wechselgeld statt in Pesos Convertibles in der fast wertlosen Moneda Nacional bekommen.

3) Falsche Rechnung
Uns und anderen Reisenden wurde im Restaurant und sogar im Laden immer mal wieder ein falscher Rechnungsbetrag genannt. Meist geben die Betrüger dabei keine Rechnung sondern nennen nur den Betrag. Deswegen immer nach der Rechnung fragen und die Beträge pruefen - und gegebenenfalls vor allem die Umrechnung zwischen CUC und Moneda Nacional. Einmal wurde uns die Rechnung auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht rausgegeben. Ein anderes mal, nach einem besonders offensichtlichen Betrugversuchs, wurde uns die Rechnung wieder abgenommen, damit wir keine Beweise hatten. Lautstark beschweren und nach dem Besitzer fragen sorgt meist schnell für eine Korrektur. Im Zusammenhang mit falschen Rechnungen seien auch die Restaurants und Kioske genannt die  Ware in Moneda Nacional anbieten, diese den Touristen aber zu CUC Preisen verkaufen.

4) Abgesprochene Transportpreise erhöhen
Ob mit Taxi, Fahrradrikscha oder Kutsche: den Fahrpreis muss man immer vorher aushandeln, ansonsten drohen horrende Preise. Eine Stadtrundfahrt kann dann auch mal 60 Euro kosten. Aber selbst wenn man den Preis vorher ausgehandelt hat, versuchen die Fahrer im Nachhinein gerne den Preis noch zu erhöhen. Kommunikationsprobleme werden dabei gerne vorgeschoben. So behauptete ein Rikschafahrer in Trinidad die bereits happigen 2 Dollar Fahrgeld für eine Strecke von 500 Metern wäre pro Person gewesen statt für die Fahrt. Am Busbahnhof wollte er daraufhin unsere Rucksäcke nicht rausgeben. Gut, dass ich mit dem Portemonnaie schon im Ticketbüro war und Thorben nur die abgesprochenen 2 Dollar hatte. Ansonsten haette er irgendwann entnervt einfach das Geld zahlen.

5) Geburstagsgeschenk
Die Kubaner sind einfach offene Menschen, die gerne mit Ausländern sprechen und Rum und Zigarren mit ihnen teilen. Nein, dass stimmt natürlich nicht. Jedenfalls ist es uns in den ganzen vier Wochen nicht einmal passiert. Tatsächlich ist es uns nicht einmal passiert, dass jemand auf uns zu kam, mit uns redete und anschliessend kein Geld von uns wollte. So auch in der Geburstagsgeschichte, die anderen Reisenden passiert ist. Diese kamen mit einem kubanischen Paar ins Gespraech. Der Mann hatte Geburtstag und teilte selbstgebrannten Rum und Zigarren. Nach einer langen Unterhaltung erklärte er, dass er für seine Geburtstagsparty eigentlich nur noch Orangensaft bräuchte. Ob die beiden ihm dabei nicht finanziell unter die Arme greifen könnten?

6) Spenden
Überall in Kuba haben wir Schachklubs gesehen. In Santiago de Cuba setzen wir uns auf eine Bank in einem Park in dem Schach gespielt wurde. Als ein Tisch frei wurde, setzten wir uns um zu spielen. Es dauerte nicht lange bis wir einen treuen Zuschauer hatten. Er erzählte uns er sei Großmeister, was wir mit einer gewissen Skepsis zur Kenntnis nahmen. Seine Tipps und Einschätzungen zum Spiel beeindruckten uns dann aber doch ziemlich. Und so hatten wir es nicht mit einem Trunkenbold, der auf unser Geld aus war zu tuen, sondern mit einem intelligenten Mann der an etwas Konversation interessiert war. Dachten wir. Irgendwann war es dann aber so weit: Er sei es der diese Schachtische bereitstelle und die Stühle reparierte. Ob wir denn nicht einen kleinen Beitrag leisten könnten. Nachdem wir über eine Stunde den Tisch besetzt hatten und wirklich gute Strategietipps bekommen hatten, gaben wir im dann auch einen Dollar. Aber die aufgekeimte Hoffnung auf eine authentische Erfahrung mit einem Einheimischen hatte wieder den Beigeschmack eines Tourinepps bekommen. Im Bus nach Baracoa trafen wir einen weiteren Touristen mit der gleichen Erfahrung.

7) Gigolos
Die wohl lukrativste Art Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Gutgebaute Kubaner und Kubanerinnen flirten mit Touristen. Sie werden, ähnlich den Thai in Patthaya oder ähnlichen Gegenden, Freunde und Freundinnen auf Zeit und begleiten ihre Partner auf der ganzen Reise. Wenn die Auslaender dann in ihrer Heimat sind, halten sie den Kontakt um ab und zu nach Geld fuer die Medizin der Oma oder einen neuen Kuehlschrank zu fragen. Selbst wenn Thorben neben mir stand war ich vor den Gigolos nicht sicher. Fuer alleinreisende, nicht interessierte Frauen sind die ständigen Anmachen extremst nervig. Andererseits kann man die geduldigen Tanzpartner auch als gratis Salsalehrer sehen und den Spieß umdrehen.

8) Mitbringsel aus dem Ausland
Unsere erste Casa in Havana hatten wir vor unserer Ankunft über das Internet gebucht. Dabei hatten wir nicht mit dem Besitzer der Casa sondern mit einem Agenten Kontakt. Dieser bat uns ein Fieberthermometer für sein Kind mitzubringen. Es sei in Kuba nicht zu kriegen. Selbstverständlich wuerde er uns das Geld dafür geben. Wir sahen die Email erst kurz nach unserer Ankunft in Kuba und ärgerten uns. Zu gerne hätten wir ihm den Gefallen getan und natürlich kein Geld dafür genommen. Es handelt sich schliesslich um die medizinische Versorgung eines Kindes. Die meisten Touristen wuerden sicher aehnlich handeln. Ob er die Artikel wirklich braucht oder sie verkauft... nach vier Wochen in Kuba glauben wir fest an letzteres.

9) Geld fuer Gratisleistungen
Des öfteren fragen uniformierte Angestellte in Museen, Parks oder dem Busbahnhof nach irgendeiner Gebühr. So zahlten wir mehrmals für das Einladen unseres Gepäcks einen Dollar bis wir herausfanden, dass der als obligatorisch dargestellte Dollar nur freiwilliges Trinkgeld war. Wir wollten diese Dreistheit nicht mehr belohnen und gaben kein Geld mehr. Daraufhin ernteten wir zwar böse Blicke, aber unser Gepaeck kam immer mit. (Nur um dieses Trinkgeld in Relation zu stellen: Beim Frisoer habe ich fuer Waschen/Schneiden/Foenen 1.5 Dollar gezahlt... .)

10) Schlepper
Trinidad ist die Hochburg der Schlepper. In ein Restaurant, in welches wir gingen weil es nett aussah, schlich sich ein Schlepper mit rein und agierte als ob er uns dorthin gelotst haette. Daraufhin bekamen wir eine Karte mit zu hohen Essenspreisen. Erst als wir aus diesem Grund wieder gehen wollten gab man uns die eigentlichen Preise (8CUC pro Mahlzeit statt 17-25CUC). Auch ein anderes Restaurant welches von einer älteren Frau geführt wurde kannte die Problematik. Als ich nachmittags auf die Karte schaute um für Abends ein Restaurant auszusuchen, sagte sie mir, dass ein Gericht 4CUC kosten würde. Falls wir aber mit einem Schlepper kommen würden, müsse sie 5CUC oder mehr verlangen um den Schlepper zu bezahlen. Sie wolle das zwar nicht, aber sie könne es sich nicht leisten, Scherereien mit ihnen anzufangen. Beim Rausgehen gab sie mir noch einen Tipp: Sagt einfach, ihr würdet in eurer Casa Particular essen, dann lassen sie euch in Ruhe. Es funktionierte. Fünfmal musste ich gegenüber Schleppern erwähnen, dass wir in unserer Casa essen würde, bis wir endlich, ohne Schlepper, beim Restaurant waren.

11) Zigarren und Rum
Einer geht noch rein! Fast hätten wir einen weiteren Kuba-Klassiker vergessen: gefälschter Rum und Zigarren zu angeblichen Spottpreisen werden einem überall wo Touristen sind verkauft. Oft wird einem nur etwas ins Ohr geflüstert, manchmal brüllen sie lautstark. Ein wirkliches Schnäppchen machen wohl nur die allerwenigsten Touristen. Falls man kein Spezialist auf dem Gebiet ist, sollte man Zigarren besser in offiziellen Shops kaufen.

Die Liste ist ganz bestimmt nicht vollstaendig. Auf Grund unserer Erfahrungen als Touristen in Kuba ist unser Bild von den Kubanern ziemlich negativ gefärbt. Wirklich alle Leute die uns ansprachen waren an unserem Geld interessiert. Von ein paar schönen Ausnahmen in Cienfuegos und Santa Clara abgesehen kamen wir auch selten auf eigene Initiative mit Leuten ins Gespräch. Ich, die ich nun wirklich einfach mit Leuten ins Gespräch komme und auch fließend Spanisch spreche, tat mich sehr schwer. Zum Beispiel suchte ich an einem Fluss in Las Terrazas in dem wir und ein paar urlaubmachende Kubaner badeten das Gespräch mit ihnen. Man zeigte mir buchstäblich die kalte Schulter und ignorierte mich. Auch andernorts wurden wir oft misstrauisch und distanziert beäugt. Nach einiger Zeit auf der Insel wurden auch wir immer misstrauischer, was natürlich auch nicht half. Dass die positiven Begenungen mit Kubanern in den weniger touristischen Cienfuegos und Santa Clara stattfanden lässt mich hoffen, dass die Kubaner abseits des Touristenstroms genauso herzlich und offen sind wie ich es mir erhofft hatte.

Oft habe ich von anderen Reisenden gehört, dass sie es ok finden ab und zu eine überhöhte Rechnung zu begleichen, und dass sie auch nicht immer auf das Wechselgeld bestehen wuerden, dass die Preisnachverhandlung im Taxi wohl auf ihre mangelnden Sprachkenntnisse zurückzuführen sei und dass man den armen Kubanern gerne mal eine Seife oder einen Kugelschreiber zustecke. Dazu kann ich nur sagen: macht das nicht!! So glauben die Kubaner die mit Touristen arbeiten nämlich, man könnte alles mit ihnen machen und stellen ihnen immer dreister nach. Gegen ein ehrlich verdientes Trinkgeld ist bestimmt nichts einzuwenden, aber ein betrügerisches Verhalten sollte man nicht belohnen und auch nicht tolerieren. Wenn man es selbst schon nicht schlimm findet, so versaut man den nächsten Touristen den Urlaub gleich mit. Wenn man den Menschen wirklich helfen will, sollte man nicht den Kubaner Geld und Geschenke geben, die an der Straße rumlungern und ihr Geld mit Betrügen oder Betteln statt Arbeiten verdienen sondern die mitgebrachten Stifte an der örtlichen Schule abgeben.

4 Kommentare:

  1. Wir hatten vier Wochen für unsere Kubareise geplant und sie nach drei Wochen abgebrochen und sind sehr enttäuscht wieder heimgeflogen. Wir könnten noch viele Abzocke-Varianten hinzufügen, z.B. den Reitausflug in Vinales, der nicht vier sondern nur kaum mehr als drei Stunden dauerte. Leider ist man auf Kuba den ganzen Tag nur mit der Abwehr von Abzocke, Betrug, Bettelei oder Nepp beschäftigt. Das Niederschmetternde insgesamt ist aber die Erfahrung praktisch überhaupt nicht mit Kubanern in Kontakt kommen zu können, weil nahezu ALLE nur finanzielle Interessen an einer Begegnung haben. Den fröhlichen, herzlichen Kubaner haben wir nicht kennen gelernt. Ein Lächeln wird grundsätzlich auf Kuba nicht erwidert.
    Friedrich, August 2014

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  2. Kuba hat den Anschluß an die restliche Welt bisher leider nicht geschafft, es gibt permanent Engpässe und Ausfälle in der Wasser und Stromversorgung und im Mobilfunknetz. Internet gibt es so gut wie gar nicht. Behördenwillkür und Korruption sind allgegenwärtig. Zeit für das Regime nicht nur Ankündigungspolitik zu betreiben, sondern wirkliche Verbesserungen ins Auge zu fassen, bevor Kuba wirtschaftlich stirbt.

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  3. Ich bin vor wenigen Tagen aus meinem 2-wöchigen Kubaurlaub gekommen. Wir haben dort wirklich nette Kontakte in Privatunterkünften gehabt, aber viel mehr Negativerlebnisse. Wir waren glücklich, als wir wieder nach Hause konnten. Es gibt so viele nette Urlaubsorte! Ich kann jedem raten, macht um Kuba einen großen Bogen!!!

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  4. Eine negative Erfahrung möchte ich auch teilen bzw davor warnen.. Auf dem weg von habana nach vinales ca 25 km vor pina del Rio springt ein uniformierter Mann ziemlich forsch auf die Straße als hätte man die Geschwindigkeit übertreten und zeigt einen Ausweis und erklärt, dass ein Autobus kaputt ist und auf die Mithilfe anderer angewiesen ist, weil die Leute zur Arbeit müssen.. Nur 25 km, nur eine Person.. Man will helfen, ist froh kein speeding Ticket zu bekommen und nimmt jmnd mit.. Dieser mitgenommene ist superfroh, dass ihm geholfen wird und aus Dank möchte er unbedingt zahlen oder die tabakplantage zeigen wo er arbeitet.. Man geht also mit, will Ja kein Geld nehmen vom armen Kubaner und sieht obendrein noch eine Plantage.. Super! Man fährt ein Stück von der Straße weg, es wird einem ein traditionelles Haus gezeigt, viel privates erzählt (mit viel Pathos) und zuletzt die Scheune gezeigt, sogar eine Zigarre und Kaffee gereicht und netterweise von etwas zwielichtigen Personen alles in sehr gutem englisch gut einstudiert, sogar etwas deutsch wird gesprochen und der tabakanbau erklärt, sogar eine Zigarre gedreht.. Und weil man so dankbar ist bieten sie einem Zigarren zum halben Preis an, von allen üblichen Marken, alles vom der kleinen Plantage.. Wahnsinn, oder? Obwohl man fast nix dort zu sehen bekommt.. Leider verkaufen sie nur mind. 5er Pakete.. Aber uns kam es komisch vor und wir haben nur 2 gekauft, da war alle Freundlichkeit wie weggeblasen und wir durften zügig gehen.. Ich will nicht wissen was passiert wäre, wenn wir gar nichts gekauft hätten, abseits von allem bei 4 Männern... - Unterm Strich haben wir auch einige negative Erfahrungen gemacht und nur dann und wann beim mitnehmen von anhaltern ein paar nette Gespräche mit einheimischen gehabt..

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