Dienstag, 7. Oktober 2014

Bagamoyo Festival

Von den Bergen an die Küste und somit hinein in ein arabisches Tanzania. In Tanga, Bagamoyo und Dar es Salaam tragen fast alle Frauen Schleier und viele Männer Gebetskappen. Sie sehen teilweise sehr viel heller aus als im Norden und haben arabische Gesichtszüge. Auch Teemänner sieht man häufig auf der Straße, sie laufen mit einer großen Teekannen die auf glühenden Kohlen steht herum und verkaufen Tee. Fünfmal am Tag ertönt der Gebetsruf. Tanga und Dar es Salaam erinnern uns an etwas saubere Versionen einer indischen Stadt, sie sind geschäftig, haben zu viel Verkehr und es fahren überall Autorikschas herum.

Unsere Lieblingsstadt an der Küste war Bagamoyo, die alte deutsche Hauptstadt in Tanzania. Die Stadt lebt vor allem von der Fischerei. Jeden Tag fahren hunderte kleine Fischerbötchen auf See und fischen. Wir konnten am Strand sehen, wie die Schiffe ausgebessert wurden und wie die Fische am Nachmittag verkauft wurden. Die Fischerei ist von Männern dominiert, aber auf dem Fischmarkt gibt es auch ein paar Frauen. Wir beobachteten drei Frauen, die zusammen einen großen Sack Fische gekauft hatten und ihn dann vor sich auf den Strand kippten. Jede Frau durfte sich reihum drei Fische aussuchen, bis die Beute aufgeteilt war. Danach ging es ans schuppen und ausnehmen. Alles direkt am Strand. Hinter dem Strand befindet sich der Marktplatz. Dort werden die grade erworbenen Fische direkt, in etwas fragwürdig aussehenden Fett, frittiert. Ich freute mich auf einen frisch gebratenen Fisch. Aber alles was wir fanden, waren wieder nur kleine, frittierte Fische und Garnelen, voller Fett. Der gute Fang wird sofort verkauft und findet wahrscheinlich seinen Weg in die teuren Restaurants in Dar es Salaam. Für die Familien vor Ort bleiben nur die kleinen Fische.

Neben dem Fischfang ist Bagamoyo bekannt für seine Kunsthochschule. Dementsprechend viele Künstler gibt es in der Stadt, vor allem Maler und Schnitzer. Zwar sind die meisten Werke eindeutig am Geschmack der Touristen orientiert, aber sie sind dennoch kreativ und sehr gut gemacht. Insbesondere die Schnitzer, denen wir bei der Arbeit zugucken konnten, beeindruckten mich. Aber auch die Arbeit eines Malers gefiel uns gut und wir kamen mit ihm ins Gespräch. Er erzählte uns von einem Festival was zur Zeit an der Kunsthochschule stattfand.

Und dieses Festival war dann auch der Grund warum uns Bagamoyo so gut gefallen hat. An einer Bar mit Reggae Musik quatschte uns ein Einheimischer an und erzählte uns ziemlich wirres Zeug von den Deutschen und den Engländern und davon das sein Land so am Ende sei. Wir verstanden wirklich nicht was er von uns wollte und überlegten wie wir ihn loswerden konnten. Gut, dass wir nicht sehr weit mit unseren Überlegungen kamen, denn er stellte uns seine Freunde vor und bald kannten wir fast jeden am Stand. Auch trafen wir dort den Besitzer des Imbisses, bei dem wir gegessen hatten, den Maler, der uns von dem Festival erzählt hatte und einen Rasta, den wir und er uns am Fischmarkt gesehen hatten. Wir wurden von jedem einzelnen wie alte Freunde begrüßt. Bald lud man uns zum Bier ein und wir sie. Wir verbrachten einen wirklich schönen Abend, ohne das nervige Gefühl der Ausländer zu sein. Natürlich bekamen wir so viel Aufmerksamkeit, weil wir anders sind. Aber eben nicht die nervige Aufmerksamkeit die einem das Gefühl gibt: ihr seid reich und wir sind arm, gebt uns euer Geld. Eher eine interessierte Aufmerksamkeit, denn die Jungs waren zwar bestimmt nicht reich, aber kamen auch nicht aus prekären Verhältnissen, wie man ihrer Kleidung und ihrer Art anmerkte. Zugegebenermaßen ließen es die eingeschränkten Englischkenntnisse und vor allem der Bierkonsum nicht zu, dass man sich tiefgehend unterhielt. Aber wir hatten unseren Spaß. Ein Mädel, dass die ganze Zeit aufreizend getanzt hatte, war sichtlich frustriert, dass sie dank uns kaum Aufmerksamkeit erhielt. Und so kam sie kurzehand zu mir rüber um mit mir zu tanzen. Was ich ganz gut fand, weil ich sehr gerne tanze und Thorben nicht ;) Für sie lohnte es sich auch, denn kurze Zeit später war sie von Verehrern umringt.

Als unsere neugewonnenen Freunde etwas zu betrunken wurden und die Tänze heißer wurden, machten wir einen Abstecher zum eigentlichen Event: eine kunterbunte Show im Hörsaal der Hochschule. Wir schauten uns dort an, was Bagamoyo so an Künsten zu bieten hat und fanden es super spannend, ein ganz anderes Tanzania als bisher zu erleben: ein kulturinteressiertes Tanzania, in dem es nicht nur ums Überleben sondern um die schönen Dinge des Lebens geht. Die Vorstellung war wirklich bunt zusammengewürfelt und wirkte teilweise recht improvisiert. Wir sahen einen Schlangenmann und seine Tochter, die sich zwar beeindruckend verrenken konnten, aber irgendwie nicht so ästhetisch rüberkamen wie sie es mit einer guten Choreografie gekonnt hätten. Danach kam die afrikanische Version des chinesischen Drachentanzes. Mehrere Leute trommelten beste afrikanische Rythmen und dazu tanzte ein typisch chinesischer Drache, von afrikanischen Tänzern zum Leben erweckt. Das ganze Auditorium war begeistert. Danach folgte eine etwas längliche Komödie auf Kisuaheli, die für uns ziemlich langweilig war und auch der danach spielende tanzanianische Rap riss uns nicht mit. Also machten wir uns auf den Weg zum Hotel, welches an einem traumhaften Strand lag, den wir vor lauter Festival gar nicht richtig gewürdigt hatten.

Manchmal sind es eben die unvorhersehbaren Dinge, die aus einen Zwischenstopp ein Highlight machen.

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