Dienstag, 21. Oktober 2014

Janes Schimpansen

Vor ca. 20 Jahren habe ich einen Film gesehen, in dem eine Forscherin eine Gruppe Schimpansen zunächst beobachtet und schließlich mit ihnen zusammen gelebt hat. Die Forscherin hieß im richtigen Leben Jane Goodall und ich bewunderte sie. Auf dieser Reise hatten wir die Gelegenheit den Nationalpark von Jane Goodall zu besuchen und die Schimpansen genauso nah wie sie zu erleben. Mit dem Unterschied, dass Goodall mit den Schimpansen interagierte und die Schimpansen uns wie Bäume behandelten.

Generell mag ich Affen eigentlich nicht so sehr. In Indien und Malaysia habe ich sie als nervige Biester kennengelernt, die einem alles klauen was man nicht mit eisener Hand festhält, bevorzugt natürlich Essen und Getränke, aber sonst auch gerne Handtaschen. Schimpansen sind aber anders. Sie wirken wesentlich aufgeweckter und zum Teil sehr menschlich.


Am lustigsten zu beobachten war ein zwei Monate altes Affenbaby. Es hatte großen Spaß daran sich an den  Lianen umherzuhangeln, sich mit den Füßen festhaltend über Kopf an ihnen herunter zu baumeln und auf allen anderen Affen herum zu turnen. Die anden ließen es gewähren. Bis auf ein zweijähriges Affenkind, das offensichtlich eifersüchtig war. Gerne biss es das Baby wenn keiner hinsah oder schubste es weg.




Die Affen waren immer in Bewegung. Nach einer 10 minütigen Pause, die das Baby zum rumlaufen und toben nutzte, raften sie sich auf irgendein Komando alle auf und liefen weiter. Dabei saß das Affenbaby wie ein Reiter auf dem Rücken seiner Mutter, zupfte gedankenverloren an den Blättern die links und rechts neben ihm auftauchten, und wenn ihm langweilig wurde und grade eine Liane in Greifweite war, sprang es vom Rücken der Mutter und hing sich an den Ast. Daraufhin blieb die Mutter stehen und ging erst weiter wenn das Baby wieder auf ihr hockte.


Die anderen Affen waren weniger quirlig aber nicht minder menschlich. Ein Affe saß am Wegesrand und wartete auf den Rest der Truppe die noch in den Bäumen Früchte fraßen. Beim Warten sah er Thorben verdächtig ähnlich, laut Thorben. Er hockte dort mit verschränkten Armen und einer etwas krummen Haltung und wartete andächtig. Als die anderen kamen, legte sich ein Affe nur einen Meter von uns entfernt auf den Boden und schaute, sich nach hinten überstreckend und über Kopf, zu uns. Der Opa der Gruppe, ein sechzig jähriger Schimpanse, popelte derweilen abwesend in der Nase und steckte sich das Gefundene in den Mund.


Kurz bevor sich die Gruppe wieder in Bewegung setzte und unsere Zeit vorbei war, kam eine Mutter mit ihrem Baby aus dem Busch. Das Kleine lag schlaff über dem Nacken des Affenweibchens, es war tot. Unser Guide erklärte uns, das Baby sei seit drei Tagen tot und so lange lief sie bereits mit ihm umher.  Ich war wirklich traurig und hatte Mittleid mit der Mutter, die offensichtlich sehr unter dem Tod des Kleinen litt. Der Guide erklärte daraufhin, dass das Baby nicht ihres gewesen sei. Sie habe es von seiner Mutter gestohlen und sei mit ihm getürmt. Da sie das Kleine aber nicht stillen konnte, starb es. Erst danach kehrte sie wieder zur Gruppe zurück. Aus meinem Mitleid wurde Entsetzen. Wie konnte sie nur so etwas tun, und wie hatte die Mutter den Raub und später die Rückkehr der Täterin zulassen können.

Die Schimpansen sehen uns Menschen nicht nur sehr ähnlich sondern benehmen sich auch ähnlich.  In der Tat führen Schimpansen Krieg, nutzen einfaches Werkzeug und Medizinpflanzen. Trotz allem bleiben sie natürlich wilde Tiere. So sind sie zum Beispiel recht gute Jäger. Als wir sie grade im Busch aufgespürt hatten, aßen die Schimpansen grade ein Stück Buschschwein, was sie anscheinend vorher gejagt hatten. Auch die Jungen anderer Affenarten jagen und essen sie. Uns haben sie, wie gesagt, wie Bäume behandelt. Denn Sie sind es gewohnt von Trackern den ganzen Tag gefolgt zu werden und von Forschern beobachtet zu werden. Trotzdem wurden uns ein paar Verhaltensregeln gesagt. Wenn die Affen auf einen zu gehen, soll man immer aus dem Weg gehen und wenn das Alphatier kommt, soll man den Blick senken um ihn nicht zu provozieren. Die Schimpansen, grade das Alphatier, sind richtige Kanten.



Leider darf man nur eine Stunde bei den Affen bleiben. Aber diese Zeit war sehr spannend. Auch sonst ist der Park sehr schön, mit einen Wasserfall, Regenwald, Bergen und einem tollen, einsamen Strand. Wir waren an dem Tag die einzigen Touristen, was wohl an der anstrengenden Anreise liegt. Denn nach Kigoma zukommen ist schon ein wirklicher Akt. Und von Kigoma nach Gombe kommt man nur mit dem Boot. Wir mussten also erst einen Fischer überreden uns dorthin zufahren. Was nicht weiter schwer war. Schwer war vielmehr einen vernünftigen Preis mit ihm auszuhandeln. Auf dem Rückweg nahmen wir eines der berüchtigten Seetaxen. Auf einem etwas größeren Boot sitzten 60 Menschen auf dem Rand und noch einige im Bauch des Boots, zusammen mit jeder Menge Fracht. Das ganze hätte ganz entspannt sein können und die Stops in den diversen Fischerdörfchen sehr interessant, wenn mir nicht total schlecht gewesen wäre. Das Wetter hatte sich nämlich in der Nacht geändert und einigermaßen hohe Wellen auf dem sonst ruhigen See produziert. Während der gesamten Fahrt war ich kreidebleich und schaute angestrengt zum Horizont. Ich fragte mich, wie ich mich wohl über Bord lehnen könnte um mich zu übergeben ohne hinauszufallen. Gottseidank kam es nicht so weit.



Trotz meiner Seekrankheit hat mir der Ausflug zu Janes Schimpansen extrem gut gefallen. Goodall war die erste Forscherin die den Schimpansen Namen gegeben hatte und ihnen Gefühle und Charaktereigenschaften zugesprochen hat. Nachdem wir die Schimpansen gesehen hatten, kann ich Goodall's vermeintliche Vermenschlichung der Schimpansen sehr gut nachvollziehen. Goodall kommt noch bis heute jedes Jahr zweimal zum Park um "ihre" Affen zu besuchen. Es leben noch zwei der Affen mit denen sie in den 60er Jahren zusammengelebt hat. Die beiden Affen erkennen Goodall, wenn sie kommt.

1 Kommentar:

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