Freitag, 4. Juli 2014

Kolumbien: unser Fazit

Um es direkt zu sagen: Kolumbien war mit das sympathischste Land auf unserer Reise. Es gibt dort nicht DIE Attraktion die man gesehen haben muss, wie Macchu Picchu in Peru oder die Iguazu-Wasserfälle in Argentinien und Brasilien. Kolumbien hat dafür viele verschiedene kleinere Attraktionen von denen wir längst nicht alle gesehen haben. Es gibt außerdem tolle und sehr unterschiedliche Landschaften, vom Hochgebirge über die Kaffeehügel, bis zu Dschungel, tropischen Stränden und sogar Wüste. Am besten gefallen haben uns die Landschaft der Kaffeezone um Manizales, die Wanderung zur Verlorenen Stadt und der Tayrona Nationalpark in der Nähe von Santa Marta. Der Grund warum wir das Land aber besonders in unser Herz geschlossen haben sind die Kolumbianer. Wir haben uns oft sehr willkommen gefühlt und hatten dabei nie das Gefühl, als Geldkuh gemolken zu werden. Die Menschen schienen sich ehrlich zu freuen, dass Ausländer ihr Land besuchen. Sie wollten, dass es uns bei ihnen gefällt und boten oft ihre Hilfe an.




Die Kolumbianer sind sehr freundlich und hilfsbereit, aber auch etwas höflicher und zurückhaltender vielleicht sogar schüchterner als andere Lateinamerikaner. Selbst die Kinder sind wesentlich ruhiger und braver. Vielleicht hängt diese Zurueckhaltung mit dem höheren Anteil an indigener Bevoelkerung  zusammen, vielleicht aber auch mit der Erfahrung von Gewalt in der Vergangenheit. Es hat zwar selten jemand von sich aus über das Thema gesprochen, und die Juengeren spielten es oft runter, aber eine ältere Dame von einer Kaffeeplantage erzählte uns zum Beispiel, dass sie vor 2002 aus Furcht um ihr Leben in ihrem eigenen Land nicht reisen konnte. Erst in den letzten Jahren fühlen sich auch ausländische Touristen sicher genug, um diese Gebiete außerhalb der Hauptattraktionen zu besuchen. Wahrscheinlich ist es grade dieses lange Warten auf den Kontakt mit der Außenwelt, das die Kolumbianer so herzlich und willkommend gemacht hat. Uns erinnerte das oft an Myanmar, dass auch lange isoliert war. Das Land scheint aufzuatmen und sich auf eine bessere Zukunfst zu freuen.


Doch auch heute noch ist das Land nicht vollstaendig befriedet. So sahen wir in Bogota eine Demonstration von Vertriebenen. Es werden noch immer ganze Dorfgemeinden durch Guerillas, Drogenbanden oder das Militär von ihrem Grund und Boden vertrieben. Als Obdachlose kommen diese Leute dann in die Hauptstadt und versuchen in einer ihnen fremden Welt zu überleben, in den Slums im südlichen Bogota. In Cabo de la Vela haben wir Überreste von Zugwaggons neben den Eisenbahnspuren gesehen, die von einem verjaehrten Anschlag der FARC zeugten. Einige Gebiete von Kolumbien sind noch heute ausserhalb der staatlichen Kontrolle. Es herrscht das Gesetz der Waffen und sie können nicht von Ausländern besucht werden.

Als Tourist bekommt man die Gewalt im Land wenn ueberhaupt dann nur indirekt zu spüren, da die touristischen Ziele besonders gut vom Militär geschützt werden. Wir haben in den großen Städten immer wieder Polizisten mit Schäferhunden und Maschinengewehren gesehen. Und selbst in der verlorenen Stadt, im Nirgendwo, war das Militär zum Schutz der Touristen präsent. Und so können wir sagen, dass große Teile des Landes sehr sicher sind. So makaber es auch ist, hat der schlechte Ruf des Landes auch etwas positives. Die Tourbusse fahren nur nach Bogota und Cartagena. Der Rest des Landes hat grade genug Berührung mit dem Tourismus um eine funktionierende Infrastruktur zu haben und doch wenig genug um noch immer authentisch und einladend zu sein.

Das Land scheint auf einem guten Weg zu sein. Der Wechsel vom rechten, brutalen Aufraeumer Uribe, der das Land aus den Händen der Gangster befreit hat (jedenfalls der linken Gangster...), zum moderaten, linken Demokraten Santos ist gelungen und wurde in der letzten Wahl bestätigt. Das Land ist stabil und wir empfehlen jedem nach Kolumbien zu reisen und sich von den Menschen dort verzaubern zu lassen. Zwischen Bergen und Karibikküste, zwischen Kaffeeplantagen und  Kolonialstädten, zwischen Wüste und Regenwald ist für jeden etwas dabei.




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