Dienstag, 11. März 2014

VIP in der Glitzerwelt

Vorab: dieser Post ist ohne Labels, Fotos und ohne Facebook-Promotion, weil wir aus China Posten. Das geht von hier nur per Mail, Blogspot ist ansonsten gesperrt...

Der allererste Eindruck von Hongkong - noch bevor wir landeten - war der herrschende Platzmangel. Hotels sind sehr teuer und die Zimmer winzig. Wir schliefen also in einer Jugendherberge in einem Arbeiterviertel. Die frisch renovierte Jugendherberge wurde nach einem riesigen Brand 1952, in dem mehrere Dörfer zerstört wurden, als Sozialwohnheim gebaut um die nun Obdachlosen zu beherbergen. Im Stadtteil Shim Sha Shui gibt es, wie in ganz Hong Kong, fast ausschliesslich Hochhäuser. Dementsprechend leben die Leute auf engstem Raum und nutzen den ganze Platz aus. So wird nicht selten der Platz vor dem Fenster vollgestellt mit Kisten oder wird ein kleine Erker als Kleiderschrank genutzt. Viel Licht kommt sowieso nicht durch die Fenster rein, weil die Hochhäuser so dicht nebeneinander stehen.

Auf dem Weg in die Innenstadt nutzten wir das grandiose Metrosystem. Dort fielen uns langsam gehende Schlafwandler auf, die wir auch Handyzombies nannten. Mit dem Handy 15cm vor ihrem Gesicht, schauen sie noch nicht mal beim Einsteigen in die Metro auf. Stattdessen lesen sie Zeitung, chatten, telefonieren, hören Musik und spielen vor allem laute, bunte Spiele auf ihren Handys. Dank der Handyzombies wissen wir nun wie man mit dem Handy auf chinesisch tippt. Die Leute nehmen entweder die lateinischen Buchstaben und schreiben Lautschrift (Pinyin), was dann automatisch in Schriftzeichen übersetzt wird oder sie malen mit dem Finger die Schriftzeichen aufs Handy. Eine Software, genau wie beim T9, gibt nach einigen Strichen dann verschiedene Zeichen zur Auswahl. Den neusten Modetrend konnten wir auch direkt in der Metro kennenlernen: grosse RayBan Brillen mit dicken, schwarzem Gestell und Fensterglas oder gar keinen Gläsern. Sehr witzig. Als es uns einmal aufgefallen ist, merkten wir, dass 80% der jugendlichen Brillentäger nur aus modischen Gründen eine Brille trug.

Unsere nächstes Schlüsselerlebnis hatten wir in mitten der schicken Einkaufsstrassen von Hongkong. Zu unserem Erstaunen konnte man auf den Strassenübergängen kaum gehen weil dort sehr viele Frauen mit Kopftüchern - ein sonst eher seltener Anblick in Hongkong, saßen. Nach unserer Erfahrung in Bangkok glaubten wir an eine Demonstration, konnten aber nicht herausfinden wofür die Frauen demonstrierten. Wir lagen vollkommen falsch: die Frauen waren philipinische und lalayische Hausangestellte, die den Sonntag, ihren freien Tag, gerne zusammen und natürlich außerhalb des Hauses verbrachten. Da es regnete, setzten sie sich unter anderem in dem überdachten Übergang zusammen. Es ist krass wie dicht super Arme und super Reiche in dieser Stadt zusammen leben. Was mich zu Brian bringt.

Brian ist ein gebürtiger Hong Konger und ein Schulfreund aus meiner Zeit in den USA. Als wir zusammen zur Schule gingen, wusste ich nicht, dass Brians Familie so wohlhabend ist. Nachdem wir aber von seinem Chauffeur in einem Luxusvan durch die Stadt gefahren wurden und anschliessend seine Penthousewohnung mit Dachterasse bestaunten, war ich wirklich beeindruckt. In einer Stadt in der es an Wohnraum mangelt, wohnte er mit seinem Bruder in einer 300m2 grossen Wohnung mit Aussicht auf die HK Skyline. Die Eingangshalle des Hauses hat eine Lobby wie ein 5-Sterne Hotel und es gibt sogar ein super elegantes Schwimmbad mit Sauna und einen Fitnessraum im Gebäude.

Brian, Thorben und ich verbrachten die meiste Zeit damit, von einem Restaurant ins nächste zu gehen und zu schlemmen. Brian kannte immer die besten Restaurants und bestellte fabelhaftes Essen. In den Restaurants zu denen Brian uns brachte kannte er immer jemanden und so bekamen wir nur den besten Service und das beste Essen. Schliesslich fuhren wir zu einem von Brians beiden eigenen Restaurants, Three Monkeys: Tolles Ambiente und super Essen. Ich fühlte mich den ganze Tag wie ein VIP.

Ich fand es auch spannend zu beobachten, wie Brian nebenbei immer kurz irgendwelche geschäftlichen Dinge regelte. So erinnerte Brian den Manager eines Restaurants in dem wir aßen nach einigen Scherzen nochmal daran, dass dieser ja noch nicht so viel von dem japanischen Bier, welches Brian vertreibt, bestellt habe und dass da bestimmt noch mehr drin sei. Wir lernten auch andere Geschäftspartner/Freunde kennen. Ganz anders als bei uns trennt man hier Privates und Geschäftliches nicht. Und so hatten wir am Ende des Abends jede Menge Visitenkarten und waren beeindruckt wie geschäftstüchtig aber besonders auch gastfreundlich die Hongkonger sind.

Die Harmonie wurde nur kurz gestört als wir mit Brian und mehreren seiner (Geschäfts)Freunde im Restaurant eines weiteren Freundes aßen. Dieser tischte uns das beste Fleisch aus, das ich je gegessen hatte auf. Dünn geschnittenes Fleisch von einem besonderen japanischen Rind auf einem japanischen Grill zubereitet. Dazu gab es jede Menge Reisschnaps. Die Rechnung war dann aber genauso sagenhaft... . Natürlich zeigte uns keiner die Rechnung, aber ich schaffte es trotzdem einen Blick darauf zu werfen und Thorben schaffte es irgendwie Brian etwas Geld zuzustecken. Denn bisher hatten wir nie die Möglichkeit bekommen etwas zu bezahlen. Brian aber war nicht amüsiert darueber, dass das Essen voll in Rechnung gestellt wurde. Unter (Geschäfts) Freunden ist das eigentlich nicht üblich, erklärte mir Janeece, die Freundin von Brians Geschäftspartner.

Die eigentlichen Sehenswürdigkeiten in HK fanden wir nur so mittelspannend. Ein "Fischerdorf" was wir mit Brian besuchten, scheint schon lange vom Fischen auf Fischimport umgestellt zu haben und man serviert hier Fischarten und Meeresfrüchte aus der ganzen Welt. Die "Avenue of the Stars" und eine Lichtshow am Hafen, DIE Touri-Attraktionen, waren auch wenig beeindruckend. Was Hong Kong spannend macht sind neben dem guten Essen die Menschenmassen und der Konsumwahn. Egal wo man ist, man ist umgeben von Menschen - in den Häusern und auf den Straßen. Außer Menschen finden sich überall Geschäfte und Schilder die etwas anpreisen. Am lustigsten fanden wir, dass es hier Leute gibt, die vor Prada Schlange stehen.

Zusammenfassend ist HK eine glitzernde Welt, mit erstklassigen Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten, in der Gastfreundschaft und Geschäftemachen groß geschrieben werden.

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