Mittwoch, 29. Januar 2014

Proteste in Bangkok

In den Kreuzungen brennen Autoreifen, man hört Schuesse, Menschen rotten sich zusamen, laufen durch die Strassen und werfen Steine.

Nein, so sehen die Proteste in Bangkok nicht aus. Wichtige Strassenkreuzungen sind in der Tat besetzt und abgesperrt. An den Absperrungen lassen freundliche Männer Fußgänger passieren und die wenigen Motorradfahrer die sich doch hierher verirren informieren sie über mögliche Alternativwege. Keine Spur von Aggressionen.

Auf den Kreuzungen sind BuBühnenehnen aufgebaut auf denen scheinbar zu jeder Tages und Nachtzeit jemand redet, singt oder tanzt. Die Anhänger sitzen unter einem Zelt, das Schatten spendet und auf Picknickdecken. Ab und zu pfeiffen sie zustimmend auf ihren Trillerpfeifen, ansonsten essen oder dösen sie auch.


Auf den nun ungenutzten Strassen um die Kreuzung herum hat sich ein Markt gebildet. Geschäftstüchtig wie die Thai sind, kann man hier neben verschiedenen Gerichten und Getränken auch Anziehsachen und Plunder kaufen. Je näher man an die Kreuzung kommt, umso politischer werden die Sachen, die feilgeboten werden. Neben T-Shirts, Thrillerpfeiffen, Fahnen und Anstecknadeln mit Slogans der Protestbewegung, kann man hier auch Einkaufsbeutel, Cowboyhüte, Fliegen und Handycover mit politischen Motiven kaufen.



Neben dieser an einen Jahrmarkt erinnernden Atmosphere vergisst man leicht wie ernst es den Protestlern ist. Tausende von Zelten stehen in der Stadt verteilt in denen die Protestler seit zwei Wochen ausharren. Als wir zu einem grossen Park spazierten um dort zu lesen, fanden wir uns in einem Zeltcamp wieder. Etwa fünfhundert Zelte befinden sich in und um diesen Park. Die Leute nutzen die Toiletten des Parks, waschen Wäsche und selbst einen improvisierten Friseursalon haben wir gesehen. Besonders beachtlich fanden wir, dass hier alles friedlich und sauber ist. Nirgendwo liegt Müll rum, es gibt keine Alkoholflaschen. Als wir im Park umhergingen wurden wir sogar von von Leuten, die vor dem Zelt aßen, eingeladen und sahen eine Gruppe, die vermutlich für eine Tanzaufführung auf der Protestbühne probte.


Auch den Anhängern der jetzigen Regierung ist es ernst. Das friedliche Bild, das wir von den Protesten haben wurde erschüttert als wir aus dem Fernsehen von einem Attentat auf einen Protestführer, am anderen Ende der Stadt, erfuhren. Auf den Straßen in Bangkok, jedenfalls abseits der besetzten Kreuzungen, war von diesem Vorfall jedoch nichts zu spüren.

Wir haben uns noch nicht so ganz entschieden auf wessen Seite wir bei diesen Protesten stehen. Die Korruption der jetztigen Regierung ist unumstritten. Dennoch, sie ist demokratisch gewählt und wird wahrscheinlich auch die nächsten Wahlen wieder gewinnen. Ich bezweifle, dass eine Regierung aus Technokraten, wie es die Protestler wollen, weniger korrupt sein wird.

Barbara

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