Montag, 13. Januar 2014

Urlaub auf Indisch- Do as the Romans do

Heute sind wir von Udaipur nach Mount Abu (beides Rajasthan) gefahren. Wir haben unterwegs und in Mt. Abu einen Kurs in Tourismus auf indisch bekommen. Zum Glück hatten wir schon Vorwissen. Wie immer in Indien gilt:

  • Es ist nichts schön. Und wenn doch, dann ist es entweder mehrere hundert Jahre alt oder nur vom Weitem schön. 
  • Plan B ist wichtiger als Plan A und ett kütt wie ett kütt.

Morgens, 7:45h: die Deutschen stehen pünktlich am Bus, wie bestellt. Abfahrt soll 8 Uhr sein es ist arschkalt - eigentlich zwar immerhin ca 6Grad, aber da es hier weder Heizungen noch Isolierung gibt, sind wir von der Nacht schon durchgefroren. Um 8:15 kommt jemand und tauscht unsere rosa Tickets gegen gelbe Tickets aus. Die Sitznummer ändert sich dabei von 17,18 auf 11 und 12. Um 8:30 kommt der Bus. Als einzige müssen wir noch je 10 Rupien (12ct) Gepäckaufschlag zahlen und dürfen dann die Klapperkiste mit offenen Fenstern und Türen und der Aufschrift "A/C" für Klimaanlage, die nicht vorhanden ist,  betreten. Wir sitzen schließlich auf Platz 3 und 4.

Die Busfahrt war dann aber ganz ok. Entgegen Barbaras Erwartung schaffte es der Bus doch die Serpentinen hinauf ohne zusammenzubrechen. Der Vorteil der lahmen Kiste war, dass wir im Gegensatz zu den Taxen keine waghalsigen Überholmanöver machen konnten. Außer uns war der Bus mit indischen Touristen besetzt, die während der Frühstückspause auch direkt Erinnerungsphotos mit uns machen wollten. Mount Abu ist ein Ort, der eigentlich nur einheimischen Touristen ein Begriff ist. Aus dem nahen Gujarat kommen Massen hierher, weil der Ort auf einem Berg liegt und damit im Sommer kühler ist als das schwitzende Tiefland.

Wir freuten uns auf eine 2 Tage Trekkingtour in den Bergen trekken. Dazu hatten wir schon in Udaipur einen Guide organisiert, den wir nachmittags zur Vorbesprechung treffen sollten. Das Treffen sollte eine neue Lektion in Sachen "Flexibilität" werden. Der Guide versuchte uns erst die 2-Tagestour schlecht und die Tagestour einzureden. Dabei hatte er aber nicht mit Barbaras Standfestigkeit gerechnet. Als wir uns nicht gegen den ursprünglichen Plan entschieden, teilt er uns mit, dass er wegen eines Fests doch keine Lust auf eine Tour mit Übernachtung habe - und brauste auf dem Motorrad davon. Wohlgemerkt, der Kerl war der einzige Grund, warum wir vier Stunden hier hin gefahren waren. Ich weiß gar nicht warum, aber irgendwie haben wir es doch geschafft, das recht gelassen zu nehmen.

Wir sind dann erstmal einen Tempel angucken gegangen - irgendwas muss man ja machen. Und siehe da, grade wenn Indien nervt, hat es eine Überraschung parat. Der Tempel war atemberaubend. Vom außen noch recht unscheinbar, gab es innen tausende (!) kleiner und großer weißer Marmorstatuen und Schnitzereien. Die Säulen, Wände und Dächer waren komplett damit bedeckt. Reihen von Elefanten, Fabelwesen, Tänzerinnen oder tollen fraktalen geometrischen Mustern. Beeindruckend - leider waren wir am Tag vorher aber schon in Ranakhpur gewesen einem anderen, sehr ähnlichen und noch beeindruckenderer Tempel (von dort sind auch die Fotos, weil man in Mt.Abu im Tempel nicht fotografieren durfte). Trotzdem, wir waren wieder halbwegs versöhnt.



Danach gingen wir noch eine Runde an den See - und lqndeten mitten im Trubel. Für die indischen Touristen ist der kleine See mit den Tretbooten, mit den Essensständen und einer kleinen Kirmes wohl eine echte Attraktion. Es wuselte nur so vor Leuten. Wir haben uns das Treiben eine Weile angeschaut - und das Treiben uns. Mehrere Schulklassen haben Fotos mit uns gemacht, ein Mann hat uns Popcorn ausgegeben, und insgesamt empfanden wir die Leute hier als sehr freundlich und interessiert an uns. Ansonsten gab es nur noch die Klassiker Essen und Shoppen als mögliche Programmpunkte, so dass wir früh wieder im Hotel waren.


Das Hotel ist eins der besseren im Ort. Es ist ein altes Herrenhaus und liegt in einem sehr schönen Garten. Wir wollten also noch gemütlich im Salon sitzen, lesen und etwas trinken. Statt dessen die letzte Lektionder Tages: es ist wirklich nie etwas so schön wie auf den ersten Blick. Im alterwürdigen Salon war es jetzt kalt geworden und es war ein Tisch mit Plastikstühlen aufgebaut, an dem eine Gruppe schmatzender und rülpsender Männer (teilweise mit Jacke und Mütze) aßen. Dazu kommt, dass - typisch indische Logik - das W-Lan nur im Garten verfügbar ist. Da haben wir den Abend lieber beendet.

Jetzt liegen wir im Bett unter der Decke, versuchen wieder warm zu werden und uns zu freuen, dass wir wieder was über Indien gelernt haben. Sandra, danke noch für dein Motto: "Nicht ärgern, sondern wundern." Heute hat es geholfen und wir haben es auch fast komplett geschafft uns dran zu halten. Morgen geht's nach Jodhpur.

2 Kommentare:

  1. Hab ich gelacht! Genau so ist das in Indien ;-) Ach es ist so schön eure Berichte von der Ferne zu verfolgen. Habt noch ganz viele schöne, interessante und wundersame Erlebnisse! Katharina

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  2. :-D

    die Busfahrt hätte auch in Afrika sein können ;-)

    Viel Spaß weiterhin!
    Kirsten

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