Donnerstag, 19. Dezember 2013

Not for profit: not efficient?!?

Jeder kennt die Fischmethapher: Ein Mann geht am Strand entlang, bückt sich, hebt einen Fisch auf und wirft ihn zurück ins Wasser. Er wiederholt die Prozedur mehrmals bis ihm jemand sagt: Das ist aussichtslos. Es sind tausende von Fische gestrandet. Das was du machst, macht keinen Unterschied. Doch der Mann hebt den nächsten Fisch auf und erwidert: Für diesen Fisch macht es einen Unterschied. Und wirft den Fisch zurück ins Wasser.


 Nur mit dieser Einstellung kann man für ein soziales Projekt in Indien arbeiten. Es gibt viele tolle Projekte die dafür sorgen, dass Kinder in Bangalore und im ganzen Land zur Schule gehen. Man holt die Kinder aus den Slums, gibt ihnen Essen, Trinken, medizinische Versogung und einen Ort an dem sie sicher heranwachsen können. Da es aber so viele Kinder in Bangalore gibt, die dennoch keine Chance auf eine Bildung erhalten und noch viele mehr in den entlegenden Gegenden und in ganz Indien, kann man schnell die Hoffnung aufgeben irgend einen Unterschied mit seiner Arbeit zu machen.

Am Samstag waren wir auf einer Konferenz zum Thema Zusammenarbeit verschiedener sozialer Initiativen fuer mehr Chancen auf Bildung in Bangalore. Die Konferenz war sehr interessant fuer uns. Zum Thema Zusammenarbeit wurde zwar nicht sehr effektiv diskutiert, dafuer habe ich aber einen guten Ueberblick ueber die verschiedenen Initiativen bekommen und vor allem wie diese NGOs arbeiten.

Generell kann man sagen, dass es sehr viele Menschen gibt die hier etwas bewegen wollen und dies auch schaffen. Viele kleine Organisationen helfen vielen aber nicht sehr vielen Kindern. Die Art wie sich die Organisationen auf der Konferenz vorstellten legte nahe, dass sie ehr konkurrieren, wahrscheinlich um Spenden, anstatt zusammen zu arbeiten. Srilatha Butliwala, eine erfahrene, intelligente Professorin die seit 40 Jahren in der Uni, bei der Regierung und auf der Strasse fuer bessere Bildungsmoeglichkeiten fuer arme Kinder arbeitet, hiel einen sehr interessanten Vortrag. Sie referierte, dass heutzutage viele Organisationen in Silos arbeiten wuerden. Sie wollten nichts von anderen Projekten hoeren und nichts aus frueheren Erfolgen und Misserfolgen lernen. Denn oft kaemen solche Initiativen von Geschaeftsleuten die irgendwann merkten, dass sie noch etwas anderes mit ihrem Leben anstellen wollen. Da sie aus der Geschaeftswelt kommen und sehen, wie ineffizient manche Hilfsorganisaitonen arbeiten, glaubten sie, dass es nur einen guten Manager brauche um das Problem zu loesen. Sie denken, dass sie die silberne Kugel haetten mit der sie alle Probleme loesen koennen. Erst spaeter realisierten sie, dass es viele Dinge gibt die nicht nach Plan laufen und dass die Dinge nicht so einfach zu loesen sind, wie sie dachten.

Thorben und ich haben uns bei all den guten privaten Initiativen doch immer gefragt warum die Regierung nicht ihrer Aufgabe gerecht wird die Kinder zu bilden. Schließlich würde das mit einem mal hunderttausende von Kindern erreichen anstatt "nur" einige hundert. Die Antwort der Professorin war einleuchtend: guten, erfolgreichen Projekten seien in der Vergangenheit Steine in den Weg gelegt worden, da Politiker Angst um ihren Machterhalt bekommen hatten. Denn gebildete Leute wählen anders als ungebildete.

Eine Initiative die dennoch vom Regierungssystem Gebrauch macht und für uns sehr vielversprechend klang ist Akshara. Diese Organisation stellt gratis Lehrmaterial zur Verfügung und bildet Lehrer weiter. Damit hoffen sie, die Unterrichtsqualität in den anscheinend meist schlechten öffentlichen Schulen zu verbessern. Was den Vorteil hat, dass nicht alles privat organisiert und finanziert werden muss und der Staat nicht aus seiner Verantwortung genommen wird. Was ich besonders gut finde ist die Tatsache, dass diese Organisation sich bemüht ihren Erfolg messbar zu machen. Etwas was viele Organisationen nicht machen. Vielleicht weil man auch nicht gerne sieht wenn man nicht so erfolgreich ist wie man es gerne wäre. Akshara sammelt Daten um ihren Erfolg zu evaluieren und stellt diese online zur Verfuegung. Ich habe direkt Lust bekommen mit den Daten zu spielen. Falls jemand von euch auch Lust bekommen hat  sich irgendwie zu engagieren, seht euch auf www.klp.org.in um! Ein Video von drei anderen sehr interessanten Organisationen, unter anderem Parikrama, die Schule an der wir arbeiten, findet ihr hier.

Am Anfang sagte ich, dass die Konferenz vor allem dadurch interessant für mich war, weil ich viel darueber gelernt habe wie Hilfsorganisationen arbeiten: mit ganz viel Herz aber nicht ganz so effektiv wie sie sein könnten. Diskussionen liefen vollkommen unfokusiert ab, Präsentationen die 20min dauern sollten dauerten 40 min und die Technik funktionierte auch nur so mittelgut. Insgesamt kamen mir die Organisationen relativ unprofessionell vor. Ich weiß, dass ich damit genau das von Batliwala vorgestellte Cliche eines Außenstehenden bediene, der glaubt alles besser machen zu koennen. Aber ich glaube wirklich, dass eine etwas rationalere, analytischer Perspektive gut tuen wuerde.

Trotzdem, ich bin und bleibe von der Arbeit dieser Menschen beeindruckt. Heute habe ich mit drei Zweitklaesslerinnen von Parikrma auf dem nach Hauseweg ein Spiel gespielt. Ich habe ihnen Matheaufgaben gestellt und sie haben sie um die Wette geloest. Die drei waren unglaublich fit und eifrig. Ohne Parikrama wuerden sie hoechstwahrscheinlich nicht zur Schule gehen und haetten keine Perspektive aus ihrem Slums rauszukommen. Für die drei Fische macht diese Organisation den Unterschied.

1 Kommentar:

  1. Das hast Du sehr schön geschrieben, Barbara! Dank Euer Einträge habe ich meine Einstellung Indien gegenüber bereits jetzt schon zum Positiven hin geändert.

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