Dienstag, 17. Dezember 2013

Bigger is better?!? - Indische Hochzeit

Indische Hochzeiten sind so etwas wie deutsche Autos, französischer Wein oder italienische Mamas. Weltklasse, berühmt und gleichzeitig die Zusammenfassung der Landeskultur in einem Wort. Als wir daher jetzt mit unserer Gastfamilie zu einer Hochzeit gehen durften, war die Freude natürlich gross.
Fotos von der Hochzeit (Hier klicken)

Nach der ersten Freude stellte sich mir die Frage die sich sonst nur Frauen vor Hochzeiten stellen: Was will ich anziehen? Das schickste was ich mit habe sind Turnschuhe und Jeans, es muss also was Neues her. Am besten günstig, weil ich es ja wahrscheinlich nur einmal anziehen werde. Auf Anraten unserer Gastfamilie wurde es eine Kurta mit Pajamas - also quasi ein Nachthemd mit Leggins. Barbara hat auch Sachen gefunden - die ihr auch deutlich besser standen.

Los ging es also morgens um 10, die Hochzeit war draußen auf dem Gelände vor einem Palast in Bangalore. Erster Eindruck: in Sachen Dekoration haben die Inder es drauf. Zweiter Eindruck: die Hochzeit war schon seit längerem dran, während die Gäste herein tröpfelten. Bei 1500 Gästen auch eigentlich eine gute Idee, das so zu machen. Die ganzen Zeremonien fanden auf einem Podest statt, auf dem noch gefühlte 100 Familienangehörige standen. Da wir anderen Gäste also nichts sahen, konnte man sich prima unterhalten oder die wirklich prachtvollen Saris der Frauen bewundern. Ach ja - die Männer hatten übrigens fast alle verschiedene Versionen von Anzughose mit Hemd an - bis auf den einen großen, blassen Typ im Nachthemd mit Leggins.
Der Typ im Nachthemd

Irgendwann kam dann auch der Bräutigem mit Familie eingezogen und wurde von der Familie der Braut in Empfang genommen. Danach kamen weitere Zeremonien wie ein Band um beider Handgelenke zu binden oder sich gegenseitig eine Girlande um den Hals zu legen. das wurde uns jedenfalls gesagt, denn sehen konnten wir kaum etwas.

Während dann (angeblich) alle 100-200 Mitglieder der Brautfamilie Milch über die Hände des frisch verheirateten Paares schütteten, um es zu segnen, ging auch das Essen los. Und bei 1500 Gästen lief das natürlich in Runden ab. Man saß an langen Tischen und bekam auf einem Bananenblatt verschiedene Essen sortiert. dabei starrten die noch hungrigen Gaeste den Gluecklichen die bereits aßen auf das Bananenblatt. War eine Tischreihe fertig, so wurden Essensreste, Bananenblättern und schließlich die Papierdecke entfernt, und wieder neu eingedeckt, siehe Video. Sehr effizient, Indien!

Beim Essen konnten wir punkten, weil wir mittlerweile recht souverän mit den Fingern essen können. Ich hab daher direkt noch einen drauf gepackt und mit Rechts gegessen. Wer mich kennt, weiß: das ist mutig. wir wurden dabei auch ungefaehr 50 mal fotografiert und gefilmt! Wie eigentlich immer in Indien war es sehr lecker. Die verschiedenen Soßen, Reis, Rotis, Chutneys, und vieles mehr. Und vor allem natürlich 5 verschiedene Nachtische (nicht zur Auswahl sondern alle nacheinander). Danach ging es wieder nach Hause, um bei einem Nickerchen Kraft für die nächste Runde am Abend zu sammeln.

Abends wurde dann bei der Deko noch mal was drauf gelegt. Überall Blumen und alles wild beleuchtet - wirklich beeindruckend. Das Programm, des Abends war dagegen überschaubar - es bestand aus 2 Punkten. Zum einen musste jeder Gast dem Brautpaar auf einer Bühne gratulieren und mit ihm porträtiert werden, zum anderen gab es wieder Essen, diesmal als Buffet. Wobei das Brautpaar selber nur mit Punkt eins beschäftigt war. 1500 Gästen die Hand zu schütteln dauert nämlich seine 3 Stunden, und damit in etwa so lange wie der ganze Empfang. Um 23h war nämlich das essen fertig und damit alles vorbei.

Was bleibt ist also der Eindruck, dass es bei der indischen Hochzeit mindestens so sehr um die (Groß-)Familie geht, wie um das Paar, dass deutsche Hochzeiten zwar viel kleiner sind aber dafür persönlicher. Andererseits waren wir als Fremde mit eingeladen, was bei uns doch eher nicht der Fall gewesen wäre. Und den ganzen Tag über haben wir uns immer wieder mit verschiedenen Leuten unterhalten. Dabei haben wir uns immer sehr willkommen und wohl gefühlt - das bestätigt den Eindruck, das man bei Indern nur ein wenig durch eine rauhe Schale kommen muss, um ganz liebe Leute kennen zu lernen. In Indien sagt man: "der Gast ist Gott", und das meinen die Inder auch so.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen