Freitag, 5. September 2014

Safari!

"Lass uns nicht so lange in Südafrika bleiben. Da kann man nur auf Safari gehen. Der Rest des Landes ist total europäisch und hat mit Afrika nix zu tun!" Wie man sich täuschen kann. Das Südafrika sehr wohl eine schwarze Seele hat, haben wir ja bereits beschrieben. Das man hier auf Safari gehen kann, stimmt allerdings. Was uns aber überraschte war, dass uns das Tiere Beobachten so einen Spaß machte. Wir waren insgesamt sieben Tage in vier verschiedenen Nationalparks mit wilden Tieren. Aber was genau finden Menschen toll daran Tiere zu beobachten?

1) Exotische Tiere, die man nur aus dem Fernseher oder dem Zoo kennt, in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen ist beeindruckend.

Unsere ersten afrikaninschen Tiere waren Antilopen, Zebras und Gnus im Golden Gate Park. Das fanden wir schon ziemlich beeindruckend, vor allem als wir auf einer Wanderung, fern ab von anderen Leuten, auf Gnus gestoßen sind. Zugegebenermaßen waren sie noch recht weit weg, ca. 500m, aber die Tiere können ganz schon schnell rennen und haben eine Statur wie ein sportlicher Bulle. Ich jedenfalls war froh, dass sie uns nicht bemerkten.

Danach ging es in den Addo Elephant Park, wo wir uns mit Co, Ira, Kimi und Verena trafen. Weil wir uns verpasst hatten fuhren Thorben und ich schon mal eine kleine Runde alleine durch den Park. Und sammelten jede Menge Endorphine. Erst schauten wir uns völlig verzückt die elegant tänzelnden und gleichzeitig plump wirkenden Warzenschweine an - die alle anderen links liegen ließen. Als wir dann nur ein wenig weiter fuhren blieb und fast das Herz stehen. Ein Elefantenbulle steckte seinen Kopf aus dem Gebüsch und betrat vorsichtig die Straße nachdem er gesehen hatte, dass wir anhielten. Was für ein riesiges Tier. Und was für eine intime Begegnung, denn außer uns war niemand auf der Straße. Wir fühlten uns als hätten wir im Lotto gewonnen.



Impalas sind hier so ziemlich das langweiligste Tier, das es gibt. Wir fanden sie trotzdem schön

Kurz danach folgte ein weiterer Elefantenbulle und dann eine Elefantenfamilie. Mit der waren wir zwar nicht alleine, aber sie gingen so nah an unserem Auto vorbei, dass wir nur die Arme aus dem Fenster hätten halten müssen um sie anzufassen. Danach bekamen wir den Tipp zu einem Wasserloch zu fahren. Dort gab es ca. 100 Elefanten, große und kleine, Männlein und Weiblein, junge und alte. Überall gab es etwas zu sehen: einige badeten, andere fraßen, andere schmusten und wieder andere kämpften. Und wir so nah daneben, dass wir es nicht nur sehen, sondern auch hören und riechen konnten. Was für ein Spektakel.



2) Man freut sich wie ein Honigkuchenpferd wenn einem ein Tier unverhofft über den Weg läuft nachdem man die Hoffnung auf eine Tiersichtung schon aufgegeben hatte.
Wenn man den ganzen Tag rumfährt und nichts beeindruckendes sieht - wie gesagt, Warzenschweine gelten in Südafrika als langweilig, genau wie die meisten Antilopenarten, Strauße und Zebras, weil es einfach zu viele von ihnen gibt - und wenn man dann ein seltenes Tier sieht, hat man das Gefühl ein Glückspilz zu sein. Das passierte uns am zweiten Tag: 6h fuhren wir im Schneckentempo umher und sahen nichts besonderes. Eine halbe Stunde bevor das Tor zum Nationalpark zumachte, wollten wir dann einfach nur schnurstraks zum Camp fahren. In der kurzen Zeit sahen wir dann nicht nur Elefanten und Zebras hautnah, sondern erst zwei Büffel und dann sogar ein seltenes Spitzmaulnashorn. Und zwar beide direkt auf der Straße. Wir strahlten vor Glück als wir an unserer Unterkunft ankamen.




Am übernächsten Tag fuhren wir eine letzte kleine Runde in den Park bevor wir weg mussten. Am letzten Wasserloch an dem wir anhielten stockte uns der Atem. Wie für uns drapiert, tronte ein Löwe auf einem kleinen Hügel und ruhte sich von seinem Frühstück aus, einer Antilope die er gerissen hatte und die noch vor ihm lag. Ein majestätischer Anblick und gleichzeitig eine Erinnerung daran, dass die Tiere hier wirklich wild sind und keine süßen Hauskatzen.




3) Das Adrenalin schiesst einen in die Adern wenn man ein Tier in Aktion erlebt

Die meisten Tiere, die man sieht, grasen entweder oder dösen in der Sonne. Wenn sich ein Tier aber mal regt, wird es umso spannender.

Einen ersten Eindruck davon bekamen wir auf einer Sonnenuntergangsfahrt mit Ranger. Nach Einbruch der Dunkelheit leuchteten wir mit grossen Scheinwerfern aus dem Auto um nachtaktive Tiere zu suchen. Zunächst sahen wir einige schlaftrunkende Antilopen. Noch als wir uns eine Herde Kudos anschauten, die uns der Ranger zeigte, rief dieser "Oh, shit" und stieg voll auf die Bremse. Er hätte fast einen riesigen Elefantenbullen angefahren, weil er zur Seite geguckt hatte. Der Bulle war "in Mast", was soviel wie "geil" heißt, und somit ziemlich aggressiv. Der Ranger setzte sofort 30m zurück und wir hielten die Luft an, als der Elefant auf uns zu kam und waren erleichtert, als er von der Straße runterging und im Gebüsch verschwand. Schon kurz danach sahen wir eine kleine Herde mit einem jungen Elefanten. Die Tiere sahen entspannt aus und wir schauten uns die Gruppe an. Als wir dann aber unsere Scheinwerfer auf das Elefantenkind richteten, wurde eine Elefantenkuh sichtlich aufgeregt. Sie flatterte mit den Ohren und kam auf uns zu gestürmt. Wir riefen dem Ranger nur zu: go, go, go! Und fuhren davon. Meine Halsschlagader pochte noch stark als wir im Camp ankamen.

Im Krügerpark hatten wir dann unsere aufregendste Begegnung mit Elefanten. Die Elefanten im Krügerpark sind etwas nervöser als in anderen Nationalparks, weil sie vor ein paar Jahren bejagt wurden, als es zu viele von ihnen gab. Und da Elefanten bekanntermassen ein gutes Gedächtnis haben, sind sie bis heute nicht so gut auf Menschen zu sprechen. Nur etwa eine Woche zuvor hatten zwei verschiedene Elefanten zwei Autos auf den Kopf gedreht und die Insassen dabei stark verletzt. Wir waren also noch etwas vorsichtiger beim Beobachten von Elefanten als wir es ohnehin schon waren, und hielten immer Abstand.

Manchmal kann man es aber nicht vermeiden nah an ihnen vorbei zu fahren, nämlich dann, wenn sie dicht an der Strasse stehen und man sie erst sieht nachdem man um die Kurve gefahren ist. So standen wir also nur wenige Meter von einer kleinen Elefantengruppe entfernt. Einer mittelgroßen Elefantenkuh gefiel das gar nicht und sie flatterte sie mit den Ohren und kam einige Schritte auf uns zu. Wir verstanden und fuhren ein paar Meter weiter. Um dann aber festzustellen, dass wir nur die halbe Gruppe gesehen hatten, der Rest stand nun vor uns auf der Strasse. Um die Tiere nicht zu nerven, hielten wir an und wollten zwischen den beiden Teilen der Gruppe warten bis sie die Strasse räumen würden. Ganz wohl war uns dabei aber nicht. Schließlich hatten wir nun hinter uns und vor uns Elefanten, und somit keinen Fluchtweg.






Zu unserem Unglück hörten wir ein Trompeten hinter uns. Kein gutes Zeichen. Als wir in die Richtung schauten aus dem das Geräusch kam, sahen wir ein kleines Elefantenjunge, was neugierig auf uns zu lief und sehen wollte, was dieses weiße eckige Ding, in dem wir saßen, war. Leider kam das Trompeten aber nicht von dem Kleinen sondern von seiner großen Schwester, die uns schon zuvor weggejagt hatte. Sie kam auf uns zu gerannt und war sichtlich aufgebracht. Wir mussten weg. Aber vor uns und hinter uns waren Elefanten. Das Adrenalin schoss in unsere Adern und unser Überlebensinstinkt war geweckt. Aus der Richtung aus der das Junge kam, sah ich eine kleine Stichstrasse vom Weg abgehen. Thorben setzte zurück und wir hofften vor dem Jungen und vor allem vor seiner großen Schwester zur Stichstrasse zu kommen. Mit zitternden Händen aber trotzdem souverän, fuhr Thorben in die Stichstrasse. Jetzt hofften wir nur, dass uns weder das Junge noch seine große Schwester folgen würden. Die große Schwester schubste das Kleine weiter, kam uns ein paar Meter hinterher, flatterte mit den Ohren und stellte sich auf einen Hügel. Gottseidank blieb sie stehen und ging nach ein paar sehr langen Sekunden weiter. Wir blieben noch 10 min in unserem Versteck bis wir uns langsam hinauswagten. Wir mussten weiter, denn sonst würden wir es nicht mehr rechtzeitig vor der Sperrstunde zum Ausgang schaffen. Die Herde war weitergezogen, aber erst nach ein paar Kilometern setzte die Erleichterung ein. Wir waren zugleich vollkommen fertig und total aufgekrazt. 

Aber auch ohne eigene Beteiligung ist es spannend, Tiere in Aktion zu sehen. Am spannendsten fand ich die Wasserlöcher die von Krokodilen belagert wurden und an denen die Antilopen, Warzenschweine, Zebras und andere trotzdem trinken mussten. Die trinkenden Beutetiere waren sichtlich nervös und sprangen bei der kleinsten Bewegung davon. Auch Kämpfe innerhalb der Tiergruppen konnten wir beobachten. So sahen wir mehrfach wie sich Elefantenbullen mehr oder weniger ernsthaft bekämpften. Wir sahen auch miteinander kämpfende Giraffen, die zwar weniger adrinalinfördernd, dafür aber umso lustiger aussahen.  Beim Kämpfen stehen die Girafen immer ganz dicht nebeneinander und attakieren sich mit ihren Köpfen. Sie schwingen ihre Hälse wie ein Pendel um dann mit Kraft ihre Hörner in die Brust der anderen Giraffe zu schleudern.

Elefantenbullen im Rangordnungskampf



4) Waehrend einer Buschwanderung erlebt man die Tiere hautnah und mit allen Sinnen aber auch mit mehr Respekt.

 Bei der Wanderung hatten wir nochmehr das Gefühl im natürlichen Lebensraum der Tiere zu sein, weil wir uns nicht auf der Straße aufhielten sondern querfeldein liefen. Als wir bei Sonnenaufgang durch den Busch liefen kam ich mir reichlich verletzbar vor, auch wenn zwei bewaffnete Ranger mit uns unterwegs waren. Ich schaute mich permanent um, um nach gefährlichen Tieren Ausschau zu halten. Es ist aber ziemlich schwer diese gut getarnten Tiere mit ungeübtem Blick aufzuspüren. Was aber wesentlich besser funktionierte als mein Sehsinn, war mein Gehör. Immerhin hörte ich den Elefanten bereits als er noch 200m von uns entfernt war. Ich sah ihn aber erst als wir bereits 30m vor ihm standen. Gottseidank störte er sich überhaupt nicht an unserer Anwesenheit, und ich war noch beeindruckter von der Größe des Elefantens als ich es vorher gewesen bin. Kurz danach sahen wir eine kleine Gruppe Nashörner. Sie waren etwas nervös, weil sie uns hörten, aber nicht recht wussten, ob sie vor uns weglaufen sollten. Komischerweise hatte ich gar keine Angst vor den Tieren als ich sie beobachtete. Aber ich war trotzdem froh, dass die beiden Ranger da waren.



Barbara beim Morning Walk, mit Elefant im Hintergrund

Noch eine Bekanntschaft vom Morning Walk

Wie fragten uns, wie schnell die beiden Ranger ihre Waffen im Notfall aufheben koennten
5) Den ganzen Tag in der Natur sein ist Balsam fuer die Seele.

Auf Safari verbringt man den ganzen Tag draußen. Wobei das nur die halbe Wahrheit ist, denn eigentlich verbringt man die meiste Zeit im Auto. Was da eine bessere Alternative ist, sind die Backpack-Touren. Da wandert man drei Tage mit seinem Rucksack, Zelt und Proviant in einer Gruppe von 8 Leuten im Nationalpark und schlägt sein Zelt dort auf wo es grade passt, völlig ohne Zäune oder Sanitäranlagen. Leider fehlte uns die Ausrüstung dazu, sonst hätten wir so eine Tour liebend gerne gemacht. Aber man braucht ja immer einen Grund um nochmal wieder zu kommen. Am nächsten dran an diesem Erlebnis waren die Bushwalks, siehe oben, und eine Nacht im Safarizelt mit Lagerfeuer. Dort hört man die ganze Nacht die Geräusche der Wildnis und der Sternenhimmel ist so schön zu sehen wie selten.

6) Oder sind es einfach nur unsere Instinkte, die bei einer Safari geweckt werden?

Vielleicht weckt so eine Safari auch unseren Jagdinstinkt. Wir fahren im Park umher, bewaffnet mit unserem Fernglas und unserer Kamera und spüren die Tiere auf um so mit unseren Kameras zu verewigen. Vielleicht ist es aber auch eher unser Sammlerinstinkt. Denn auch das Sammeln von Pilzen setzt Endorphine frei. Hat man nämlich nach langer Suche endlich einen großen Pilz gefunden, ist die Freude groß. Genauso ging es uns mit den Tieren. Es ist das unberechenbar. Man weiß nie ob und wann und wo man was sieht. Und eigentlich hat man auch keinen Einfluss darauf. Und dann die große Freude, wenn man ein Tier besonders nah, oder in einem besonders schönen Moment erblickt. Dann denkt man sich, was für ein Glück man doch grade hatte, dann man grade jetzt genau hier vorbeifährt.

Ein gewissen Voyeurismus ist natürlich auch dabei. Die Tiere ignorieren die Autos meist und nehmen sie gar nicht war. Wir konnten die Tiere also einfach und schamlos beobachten. Wie sie spielen, kämpfen, poppen, fressen und schlafen. Das ganze hat schon was von Big Brother und wenn was spannendes passiert, filmen wir es auch gerne. Peinlich ist uns das ganze höchstens wenn wir von anderen dabei gesehen werden. So sahen wir am Wegesrand einen Pavian und hielten, genau wie ein Pärchen in einem anderen Auto, an. Knappe drei Meter von unseren Autos enfernt setzte sich das Maennchen hin und schaute abwechselnd in unsere Autos. Dann meinte Thorben: "Guck mal, der kratzt sich am Bauch." Nein, es war nicht der Bauch und der Pavian kratzte sich auch nicht. Nachdem wir kapiert hatten, was vor sich ging, schauten wir peinlich berührt aus den Augenwinkeln das Pärchen im anderen Auto an, die das selbe taten. So ein Affe ist dann doch schon zu menschlich. Wir fuhren davon, in unterschiedliche Richtungen.

Auch die Gefahr spielt eine Rolle. Das Wissen, dass es sich um wilde Tiere handelt, von denen uns manche sogar töten könnten, flößt einem Respekt ein und uns lief ein Schauer über den Ruecken als wir den Löwen mit seiner Beute sahen. Denn auch die Tatsache, dass es bei den Tieren hier wirklich ums Überleben geht, macht die Sache viel spannender. Wenn man eine Antilope trinken sieht und sieht, dass sich ein Krokodil auf den Weg in seine Richtung gemacht hat, wird man ganz aufgeregt. Insgeheim hofft man, dass die Antiope das Krokodil nicht sieht und man einen Kampf sehen kann. Die Antilope könnte ja im letzten Moment noch entkommen, aber irgend eine sadistische Fazination für diesen Überlebenskampf hatten wir schon. Den einzigen "kill" den wir sahen, war allerdings nur ein Vogel, der einen Wurm gefunden hatte.

Zur Jagd bewegen sich sogar Loewen

Das einzige Tier, dass wir wirklich beim "Kill" gesehen haben


Gepard auf der Pirsch


Andere Tiere wecken eher als den Jagd- oder Fluchtinstinkt einen Mutterinstinkt. Elefäntchen oder kleinen Affen wuerde man das vielleicht zutrauen. Aber auch einer Hyaene?







Man ist von der Wildnis fasziniert. Aber so richtig erklären, kann ich es nicht. Vielleicht will man auch einfach nur vor anderen mit seinen Tiererlebnissen prahlen :)

Barbara





1 Kommentar:

  1. Haha, das Prahlen ist euch gelungen! Ich war schon mehrfach in Südafrika auf Safari und hab noch nie einen Löwen gesehen. Euch also weiterhin eine tolle Reise! LG, Jessica

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