Sonntag, 2. November 2014

Mit Delfinen schwimmen

Auf Sansibar kann man mit Delfinen in ihrer natürlichen Umgebung im Meer schwimmen. Davon rät einem der Reiseführer jedoch ab, weil die armen Delfine mit Motorbooten verfolgt werden, damit die zahlende Kundschaft nur noch ins Wasser springen muss und schon die Tiere sehen kann. Kein geduldiges Warten auf die Delphine ist nötig und Dank der von morgens bis abends vorhandenen Boote muss man nicht lange nach den Tieren suchen. Man fährt einfach dahin, wo bereits zig andere Boote sind. Das hört sich unverantwortlich an und mein Gewissen riet mir von dem Ausflug ab. Aber die Aussicht mit Delphinen schwimmen zu können, sie in freier Wildbahn zu sehen, war für mich dann doch zu verführerisch. Es war Nebensaison und so viele Leute konnten schließlich nicht dort sein.


Als wir in Kizimkazi ankamen, wo die Boote abfahren, war es genauso wie befürchtet. Unfreundliche Geschäftemacher schoben einen aus dem Auto zum Stand mit der Schnorchelausrüstung und von dort zu den Booten. Mir war ganz elend, weil ich mich so auf ein Naturerlebnis gefreut hatte und mir jetzt vorkam wie in einer Abfertigungsanlage. Trotzdem fuhren Thorben und ich mit dem Boot raus. Kurze Zeit später sahen wir acht Motorboote und bekamen das Kommando: "Jump". Hastig zog ich mir die Taucherbrille über und stolperte mehr als ich aus dem Boot sprang. Ich war noch immer irritiert von der bisher noch nicht dagewesenen tanzanianischen Effizienz mit der man zu den Delfinen befördert wurde - ohne jegliches Gespür für ein Naturerlebnis.


Dann bin ich unter Wasser und schwimme ohne große Vorfreude drauf los. Auf einmal sehe ich völlig unverhofft direkt unter mir vier Delfine, die völlig losgelöst umeinander kreisen. Ich bin verzückt und vergesse alles um mich herum. Irgendwann tauchen die Delfine ab und sind erst mal weg. Ich schaue mich um, sehe Thorben und wir werden von unserem Bootsfahrer wieder eingesammelt. Das war wirklich toll. Und was noch besser ist, wir schauen uns nach einer anderen Delfingruppe um und dürfen nochmal ins Wasser. Und nochmal, und nochmal. Mittlerweile springe ich bereits mit Leichtigkeit aus dem Boot und klettere genauso schnell wieder hinein. 


Die Delphine schwimmen teilweise so nah an mir vorbei, dass ich nur die Arme ausstrecken müsste, um sie zu berühren. Aber da ich sicher bin, dass die Tiere das nicht besonders gerne mögen, begnüge ich mich damit, sie anzuschauen und mit ihnen zu schwimmen. Für mich ist es schwer einzuschätzen, aber es scheint mir, dass es den Delfinen wenig aus macht, dass bis zu 10 Menschen um sie herum schwimmen und fast genauso viele Boote um sie kreisen. Sie sind die meiste Zeit mit sich beschäftigt oder tauchen ab, wenn sie keine Lust mehr haben. Alternativ machen sie ein paar kräftige Bewegungen mit ihren Schwanzflossen und sind außer Sichtweite.


Für mich war das Erlebnis die Erfüllung eines Kindheitstraums. Ich bemerkte die Leute um mich herum kaum und war begeistert von den eleganten Tieren. Besonders angetan hatte es mir ein Delfin, der sich von seiner Gruppe entfernt hatte. Er schwamm ganz nah zu mir hin, als ob er erkunden wollte, wer ich denn sei. Langsam schwamm er weiter und ich neben ihm her. Bis die Mitglieder seiner Gruppe von hinten herangeschwommen kamen, den Delphin in die Mitte nahmen und mit ihm wegschwammen. Das Erlebnis war einmalig, einmalig schön. Ich lächelte in meine Taucherbrille und sah ihnen nach.

Trotz meines schlechten Gewissens und in der Hoffnung, dass sich die Delfine von uns nicht zu sehr gestört fühlten, genoss ich das Naturerlebnis. Hautnah mit wilden Delfinen im offenen Meer zu schwimmen.










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