Sonntag, 16. Februar 2014

Das unverfälschte Asien und die Republik der Union von Myanmar

Ich weiß, wir haben es bereits mehrfach gesagt. Aber nochmal...Die Menschen in Myanmar sind freundlich.

Nach dem goldenen Felsen reisten wir weiter Richtung Südosten nach Mawlamyine und Hpa-An. Hier ließen die Leute ihre Arbeit liegen um uns zu grüßen, sie winkten aus Autos, und von Fahrrädern, sie kamen sogar aus den Häusern gelaufen um uns ein "Mingalaba!" (Hallo) entgegen zu schmettern. Überwältigt von so viel Gastfreundschaft grüßten und lächelten wir mit den Menschen um die Wette.

Auch unter uns Touristen war die Stimmung ausgesprochen gut. Wir grüßten uns und kannten sogar fast alle Touristen in Mawlamyine und Hpa-An mit Namen, so wenige waren es. Selbst die wenigen Touristenattraktionen in den Orten, die Pagoden, die Bootsfahrt und eine wunderschöne Tagestour zu Höhlen und Quellen waren alles andere als überlaufen.






Wer das ursprüngliche Asien sucht wird im Südosten von Myanmar fündig. Reisfelder, Karstberge, Flüsse, Höhlen und vor allem traditionelle Menschen, die in Touristen noch keine wandelnde Geldbeutel sehen, machen diesen Fleck Erde so erlebenswert. Wir jedenfalls sind verzückt.







Trotz unserer Begeisterung für den Süden, wollten wir uns auch den Norden nicht entgehen lassen. Und so saßen wir 13h in einem Nachtbus, warteten dann nochmal 5h an einem Busbahnhof und fuhren weitere 5h mit einem Bus bis nach Hsipaw, einem Shan-Ort in den Bergen im Norden von Myanmar. Nach einer guten Mütze Schlaf waren wir dann auch wieder fit, um unsere Gastgeber mit einem gutgelaunten "Mingalaba" zu beglücken. Irgendwie hatten wir aber das Gefühl, dass das bei den Leuten im Dorf nicht so gut ankam. Kaum jemand grüßte zurück. Und so hatten wir die Hsipawaner im Verdacht etwas unfreundlicher zu sein.

Etwas irritiert fanden wir den Weg zum "Shan-Palast", einer in den 20er Jahren im englischen Stil erbauten Villa. Dort begrüßte uns die Frau des Neffens des letzten Shan-Prinzens. Sie erzählte uns von ihrer Familiengeschichte und davon, dass der Onkel ihres Manns mit großer Wahrscheinlichkeit von der Militärjunta getötet wurde als er zusammen mit anderen Anführern der Shan - alle Abgeordnete im Parlament in den 60ern -  auf dem Weg zum Parlament entführt wurde. Zu diesem Zeitpunkt wollten die Shan-Stämme mehr Freiheit für ihre Minderheit im Parlament durchsetzen, wie es ihnen versprochen worden war, um sie zum Beitritt zu Burma zu bewegen. Die Shan-Gebiete waren nämlich weder unter den Briten noch jemals zuvor Teil eines burmesischen Reiches gewesen. Nachdem der Prinz verschwunden war, floh seine österreichische Frau mit ihren Kindern in die USA, wo sie heute noch leben.


Wir waren wiedermal sehr beeindruckt wie offen unsere Gastgeberin Kritik an der Militärjunta übte. Über die heutige Regierung äußerte sie sich jedoch wohlwollend, ob aus Überzeugung oder Kalkül ist schwer zu sagen. Ihr Mann, von dem im 2011er-Lonely Planet noch steht, dass man ihn nicht in seiner Villa aufsuchen solle da er auf Grund seiner Villarundgänge für Ausländer eingesperrt wurde, war jedenfalls nicht zu Hause sondern in einem anderen Dorf. Was sie aber sehr deutlich forderte, war ein Föderalstaat wie ihn Deutschland habe und in dem die einzelnen Staaten mehr Eigenverwaltung haben.

Trotz dieses sehr interessanten Einführung in die Shan-Politik, machte es bei uns noch immer nicht Klick. Erst als wir am nächsten Tag zu einer dreitätigen Trekkingtour in die Berge aufbrachen und uns mit Soman, unserem Wanderführer, unterhielten wurde uns einiges klar. Soman kommt aus einem Gebiet noch etwas weiter nördlich von Hsipaw. Dort bekämpfen sich noch immer burmesische und Shan-Armeen mit Schusswaffen, Landminen und Sprengfallen. Soman war eigentlich Wanderführer in seiner Heimat, wo er aber im Moment auf Grund der Gefechte weder leben noch arbeiten kann. Er ist also alles andere als gut auf seine Regierung zu sprechen und erklärte uns, dass nicht der Präsident sondern das Militär - die burmesische und die Shan-Armee - das Land regierten.

Soman brachte uns bei wie man Hallo sagt auf Shan und Palau, einer weiteren ethnischen Minderheit in den Bergen. In den Dörfern die wir besuchten, wurden unsere Versuche die Dorfbewohner auf ihrer Sprache zu begrüßen dann endlich auch jedesmal mit viel Heiterkeit quittiert. Die Unfreundlichkeit die wir den Shan anfänglich unterstellt hatten, erwies sich also als Reaktion auf unserere Unwissenheit und unseren vermeidlichen Affront einer burmesische Begrüßung.

Auf unserer Wanderung kamen wir an etlichen kleinen Bergdörfern vorbei. Hier schien wirklich die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Menschen leben von Anbau von Tee, Reis und Mais. Für letzteren wird immer mehr Urwald brandgerodet was die Gefahr der Erosion birgt. Wir sahen Kinder Brennholz schleppen, alte Frauen Tee nach Qualität sortieren, Männer und Frauen Tee pflücken und in kleinen Gärten für die Selbstversorgung ackern. Auf den meisten Wegen konnten keine Autos fahren, das Transportmittel der Wahl ist das Motorrad. Mit Motorrädern kann man übeigens alles transportieren: Bis zu 5 Leute, einen fahrbaren Mini-Supermarktt, 5m lange Hozbalken, und sogar ein anderes Motorrad. Wo der Weg auch das nicht zuließ schleppten die Menschen die Güter mit Jochen oder falls möglich mit Mulis.





Leider war die Sprachbarriere zwischen uns und den Dorfbewohnern fast unüberwindbar, denn Soman übersetzte nur selten für uns. Bei unseren beiden Übernachtungen in Palau-Dörfern und unseren Mittagessen bei Shanfamilien bekamen wir aber dennoch viel mit. Im ersten, etwas wohlhabenderen Dorf, schaute die Großfamilie abends zusammen fern. Eine Thai-Produktion die durch EINE weibliche und EINE männliche Stimme ins Shan "synchronisiert" wurde. Von 2 bis 72 Jahren lagen alle sechs Familienmitglieder zusammen mit einigen Decken auf Bastmatten auf dem Boden und sahen fern. Die Oma sortierte dabei ihren Kautabak und der Vater zündete sich eine Wasserpfeiffe (mit Tabak?) an. Aus Sympathie schauten wir mit und lachten mehr mit der Familie als über den Film. Die Oma drückte mich am nächsten Tag nochmal herzlich und wollte ein Foto mit mir machen.





Die zweite Übernachtung war in einem etwas abgeschiedeneren Dorf. Dort gab es kein fließendes Wasser und die Kinder und die Hütten sahen etwas schmuddeliger aus als in den anderen Dörfern. Das Haus in dem wir übernachteten hatte nicht nur jede Menge Mulis sondern war auch den einzigen Fernseher im Dorf. Nach dem Abendessen kamen immer mehr Kinder und Erwachsene herein und versammelten sich um den Fernseher. Es wurde geschaut was der Hausherr auswählte: Rush Hour, ohne Übersetzung. Um Punkt acht verließen alle ohne großen Aufhebens das Haus. Eine andere Welt.



Nachdem wir von dem Wunsch der Shan nach mehr Unabhängigkeit gehört hatten, fiel uns auch wieder ein etwas merkwürdiges Schild in Hpa-An, im Südosten Myanmars ein. Auf einem 5x10m großen roten Schild stand mit weißer Schrift auf burmesisch und auf Englisch: Der wahre Patriotismus ist der Nationale Patriotismus  nicht der des Bundeslands. Zwei weitere Sätze mit ähnlichem Inhalt folgten. Das fanden wir damals schon ziemlich seltsam und erschien uns eine Mahnung vor separatischen Bewegungen zu sein. Soman erklärte uns, dass es auch in den Mon-Staaten Aufstände gegeben hatte, diese aber nun nicht mehr kämpfen würden.

Wir sind gespannt wie sich diese Spannungen in einer jungen und instabilen "Demokratie" auswirken werden.

Barbara

2 Kommentare:

  1. weiter so!
    sach ma,wie kommt ihr denn eigentlich an eure Unterkünfte ran?spontan vor ort?
    lg sonka

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Sonka. Vielen Dank fuer deinen Kommentar. Wir rufen meist ein bis zwei Tage im Voraus an und finden die Hotels bzw Gasthaeuser ueber Tripadvisor oder auf Empfehlung von anderen Reisenden. LG, Barbara.

    AntwortenLöschen