Dienstag, 18. Februar 2014

Ausflug in die Welt der Tourbusse

Wir hatten uns ja gleich am Anfang in Myanmar verliebt. Die Offenheit und Freundlichkeit der Leute hat fast an jedem Tag für besondere Erlebnisse gesorgt und dafür, dass wir das Gefühl hatten, wirklich Land und Leute kennen zu lernen.

Trotzdem: Myanmar ist ein Entwicklungsland. Das heißt Restaurants mit Plumsklos, Plastikhockern und fragwürdiger Hygiene, Busse die mehr schaukeln als fahren und Internet nur mit viel Glück. Nach einer Weile wird das anstrengend und deswegen haben wir uns darauf gefreut, dass die nächsten beiden Stationen - Inle-See und Bagan - mittlerweile zu den großen bekannten internationalen Touristenzielen gehören. Ein paar Tage in der Zivilisation klangen vielversprechend.

Leider war der Unterschied in Sachen Zivilisation gar nicht so groß. Das Essen ist in den Tourbus-fähigen Restaurants nicht unbedingt hygienischer und ganz sicher nicht besser. Die Kellner könnee zwar besser englisch tragen dafür die Nase aber auch höher. Und vor allem haben wir aber die volle Ladung der Touristenärgernisse abbekommen.

In Inle ist DER Programmpunkt eine Bootsfahrt über den See mit Stopps bei den verschiedenen "Attraktionen", die sogenannten WorkSHOPs. Bei uns waren die Stopps: Silber-Shop, Weberei-Shop, Eisenschmied-Shop, Zigarren-Shop, Holzwaren-Shop. Einzig ein Halt an einem Markt (Hälfte echt, Hälfte Souvenir-Shops) und die Vorbeifahrt an den schwimmenden Gärten waren interessant. Stopps bei den Longneck-Frauen (Menschen-Zoo...) und im Papierschirm-Shop konnten wir abwenden.

Am Ende der tollen Boots-Tour waren wir so bedient, dass wir selber die Scheuklappen aufgesetzt hatten. Als ein paar Kinder aufgeregt zu unserem Boot gerudert kamen und uns Blumen reichen wollten, haben wir sie nicht genommen - die wollten ja bestimmt Geld dafür. Kurz daraus fuhren wir an anderen Kindern vorbei, die genauso aufgeregt winkten und uns Blumen im Vorbeifahren in das Boot warfen. Wir hatten also eine ehrliche gastfreundliche Geste mit einer unfreundlichen Abwehrhaltung quittiert. Das tat uns sehr leid und wir ärgerten uns darüber, dass uns die Bootsfahrt so abgestumpft hatte.

In Bagan waren alle größeren Tempel von Souvenirshops umringt, durch die man sich erstmal durchkämpfen musste. Vor allem aber war die Tatsache schade, dass jeder Einheimische in uns einen wandelnden Geldbeutel sah und wir in ihnen nervige Nepper.

Trotz allem gab es auch in Inle und Bagan Momente, in denen man Myanmar einfach mögen muss. In Inle haben wir an einem Abend bei einem Kloster nach dem Weg gefragt, und einer der Mönche hat sich direkt eine Viertelstunde mit uns unterhalten. Am nächsten Abend liefen wir zufällig in das Finale des Dorf-Fußballturniers mit mehreren Hundert Zuschauern. Als wir danach daneben noch kurz bei einem Fuß-Volley-Spiel (Ist hier Volkssport) stehen blieben, haben wir direkt wieder Leute kennen gelernt, die zwar wenig englisch sprachen, uns aber zum Zuschauen erstmal Stühle besorgten und Kuchen anboten.
Sie freuten sich einfach über unser Interesse. In Bagan waren die einfach tollen Sonnenauf- und -Untergänge mit Blick über die tausenden Pagoden beeindruckend und mystisch.

Inle und Bagan bestehen also eigentlich aus zwei parallelen Welten. Das eigentliche Myanmar, das zwar manchmal anstrengend aber immer liebenswert ist, und die Welt der Reisebusse, Tourishops und Resorts. In der einen Welt sind Ausländer und Einheimische aneinander interessiert, die Kommunikation ist schwierig, aber mit Händen und Füßen immer ehrlich und lustig. In der anderen Welt sind die Touristen misstrauisch und die Einheimischen kreativ im Geld machen. Vorwerfen kann man das wohl niemandem, aber uns gefällt die erste Welt besser.

PS: Fotos aus Bagan haben wir noch nicht sortiert und hochgeladen. Aber vielleicht passt das bei diesem Post auch eh besser...

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