In Kuba gibt es zwei Welten, die wenig miteinander zu tuen haben und wenig mit einander zu tuen haben sollen.
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Die beschraenkte Auswahl eines Verkaufstands |
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Wohnzimmerfenster aus dem Snacks verkauft werden |
Schild am Hauseingang: Tomatenpuree zu verkaufen |
Auf der einen Seite gibt es den kubanischen Alltag oder den täglichen Kampf der "normalen" Kubaner um alle möglichen Dinge, die wieder mal nicht aufzutreiben sind. Mal ist das Mehl aus, mal das Toilettenpapier, mal die Zahnpasta. Was es aber immer zu kaufen gibt sind Pizza, Rum und Torten. Jedenfalls sieht man die Kubaner immer damit rumlaufen. Auch die Produkte in der Dollar-Währung sind etwas verlässlicher verfügbar, sind aber nur für die wenigsten erschwinglich. Alles muss organisiert werden oder erstanden werden, fast nichts kann man einfach im Geschäft kaufen. Rindfleisch haben die meisten Kubaner seit Zusammenbruch des Ostblocks nicht mehr gegessen. Diese Mangelwirtschaft bringt zwei Symptome zum Vorschein: Zum einen fördert es die Solidarität der Kubaner. Familie, Freunde, Nachbar: alle unterstützen sich und helfen einander ohne auch nur darüber nachzudenken. Zum anderen fördert die Mangelwirtschaft die Illegalität. Da sich alle vom Staat unterbezahlt fühlen, finden sie es normal Dinge aus dem staatlichen Betrieb abzuzweigen und auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen um ihr Gehalt aufzubessern.
Hier wohnt der Nachbarschaftsspitzel |
Das Leben in Kuba ist herzlich aber hart, solidarisch aber unfrei. Während der Alltag für manche Leute erträglich ist und sie den Sozialismus noch preisen, fühlen sich grade die Leute die etwas bewegen wollen und die ihr Leben selbst in die Hand nehmen wollen vom Staat bevormundet oder sogar unterdrückt. Ein Gastgeber, der wie viele Kubaner Enkel eines Spaniers ist beantragte die spanische Staatsbürgerschaft, um leichter ein Visum von den USA zu erhalten. Er wollte seinen Sohn, der in die USA geflüchtet ist, besuchen. Nach knapp zwei Jahren hat er seine Staatsbürgerschaft immer noch nicht. Die Kubanische Regierung reagierte aber prompt und teilte ihm einen wesentlich schlechteren und schlechter bezahlten Job zu. Auch seine Frau war bedrückt weil sie kaum Kontakt zu ihrem Sohn hat. Obwohl beantragt erhielten sie, wie fast alle Kubaner, keinen Internetanschluss der den Kontakt vereinfachen würde.
Auf der anderen Seite gibt es die Touristenwelt. Der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle von Kuba und nur aus diesem Grund hat man das Land für Ausländer geöffnet. Die Regierung hat die Politik ausgegeben, dass Ressourcen bevorzugt den Touristen zur Verfügung gestellt werden sollen. Und so können Touristen gegen "harte" Währung Rindfleisch und Hummer essen, das Internet benutzen und das ganze Land erkunden. Sie laufen mit digitalen Kameras und Markenklamotten durch die Städte oder lassen sich in all-inclusive Resorts verwöhnen. Die Kubaner, die mit Touristen arbeiten, sehen deren selbstverständlichen Umgang mit für sie schwer erhältlichen Luxusartikeln. Die, die es sich leisten können, bieten Zimmer oder Fahrten für Touristen an. Ihr Einkommen steigert sich enorm. Neben den seriösen Anbietern gibt es viele Kubaner die das schnelle Geld mit den Touristen verdienen wollen. Statt für 50 Dollar im Monat zu arbeiten, stellt sich ein Psychologe lieber an die Straße und versucht Leute in ein Restaurant zu quatschen. Statt zu studieren gehen junge Männer lieber auf Touristinnenfang in den Salsaclubs. Diejenigen, die weiterhin ihrer Arbeit nachgehen sehen dies mit Argwohn und Missgunst. Die Moral gegenüber Touristen ist niedrig. Genau wie gegenüber dem eigenen Staat haben viele Leute keine Skrupel einem Touristen mehr Geld als recht ist abzuknöpfen und dabei die Grenze zur Illegalität zu überschreiten. Man nimmt was man kriegen kann, denn das Leben ist nicht gerecht. Auch die kubanischen Politiker machen deutlich: wir brauchen das Geld der Touristen, sonst wollen wir nichts von ihnen.
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Man spielt Domino oder Schach |
Wir haben uns Kuba als Reiseziel insbesondere wegen Kubas ersteren Seite ausgewählt. Wir waren am politischen System und dessen Auswirkungen, aber auch am Alltag der herzlichen, salsaliebenden Kubaner interessiert. Und tatsächlich hat uns Kuba einiges über den Sozialismus gelehrt. Während der Kubanische Sozialismus einer der humansten und erfolgreichsten der Welt war und ist, kann man doch die Schattenseiten nicht leugnen: Mangelwirtschaft und Verlust der Meinungsfreiheit.
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Malecon in Havana |
So schwer es war mit Kubanern ausserhalb der casa particular ins Gespraech zu kommen, umso leichter lernten wir Reisende kennen mit denen wir auf einer Wellenlänge waren. Besonders ins Herz geschlossen haben wir ein Pärchen aus London und aus Neuseeland. Leider hat uns der einheimische Umgang mit den Touristen in Kubas touristischen Zentren wie Havana Vieja und Trinidad aber auch anderswo überhaupt nicht gefallen. Positiv ist, dass die Kriminalität, abgesehen von Gelegenheitsdiebstählen, die selbst in den Casa Particulares vorkommen, niedrig ist. Man kann, im Gegensatz zu den meisten anderen lateinamerikanischen Ländern, nachts ohne Bedenken durch die Städte gehen. Wir waren aber regelrecht enttäuscht von der niedrigen Moral, die Ausländern gegenüber häufig an den Tag gelegt wurde. Während Kuba für politisch Interessierte äusserst spannend ist, können wir es für Urlauber daher nur eingeschränkt empfehlen.
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